Narrativer Modus: Dieser Modus liegt vor, wenn nicht-sprachliche Ereignisse erkennbar von einem Erzähler
präsentiert werden.
So werden Handlungen und Geschehnisse der erzählten, fiktionalen Welt sprachlich durch
die Worte eines Erzählers vermittelt. Dieser steht somit erkennbar zwischen dem Leser
und dem (vermeintlich) unmittelbar Geschehenden, indem er die Geschehnisse - aus einem
gewissen ‚Abstand’ heraus - nicht nur wiedergibt, sondern rafft, zusammenfasst, kommentiert,
modifiziert usw.
Damit klarer werde, was gleich anfangs zu wissen nötig, ist jenen Briefen [die vorher
zu lesen waren] noch hinzuzufügen, daß bald darauf, als Nathanaels Vater gestorben,
Clara und Lothar, Kinder eines weitläuftigen Verwandten, der ebenfalls gestorben und
sie verwaist nachgelassen, von Nathanaels Mutter ins Haus genommen wurden. Clara und
Nathanael faßten eine heftige Zuneigung zueinander, wogegen kein Mensch auf Erden
etwas einzuwenden hatte; sie waren daher Verlobte, als Nathanael den Ort verließ um
seine Studien in G. - fortzusetzen. Da ist er nun in seinem letzten Brief und hört
Kollegia
bei dem berühmten Professor Physices, Spalanzani.
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann (Beginn der Erzählung nach den Briefen)
Erläuterung:
In dieser Passage aus E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann berichtet der Erzähler, der zwar nicht direkt als Person, sehr wohl aber als sprechende
Instanz hervortritt, in eigenen Worten und stark raffend von verschiedenen Ereignissen
um Nathanael, den Helden der erzählten Welt des Sandmann. Er tut dies, ohne auf Worte oder Gedanken der Figuren einzugehen oder zurückzugreifen,
und er tut dies, ohne auch nur ein Ereignis szenisch auszugestalten, so daß hier ein
klarer Fall von narrativer Ereigniserzählung vorliegt.
In dieser Passage aus Theodor Fontanes Effi Briest berichtet der Erzähler von einem Gespräch Effis mit ihrer Mutter, das durch die Klänge
eines vorbeiziehenden Festumzugs unterbrochen wird. Zu fragen ist, ob diese Passage
Textbeispiel:
Das war am 2. September, daß sie so [wie vorher präsentiert] sprachen, ein Gespräch,
das sich wohl fortgesetzt hätte, wenn nicht gerade Sedantag gewesen wäre. So aber
wurden sie durch Trommel- und Pfeifenklang unterbrochen, und Effi, die schon vorher
von dem beabsichtigten Aufzuge gehört, aber es wieder vergessen hatte, stürzte mit
einem Male von dem gemeinschaftlichen Arbeitstische fort und an Rondell und Teich
vorüber auf einen kleinen, an die Kirchhofsmauer angebauten Balkon zu, zu dem sechs
Stufen, nicht viel breiter als Leitersprossen, hinaufführten.
Theodor Fontane: Effi Briest (Viertes Kapitel)
Bis zur Unterbrechung durch den Sedanstagumzug ist der Erzähler eindeutig präsent:
Er spekuliert über eine mögliche Fortsetzung des Gesprächs und nennt den Grund für
die Unterbrechung, er präsentiert das Geschehende (bzw. nicht weiter Geschehende)
also narrativ. Dann aber wendet er sich plötzlich Effi zu und beschreibt genau, detailliert
und chronologisch ihr Verhalten und ihren Weg zu einem „Beobachtungsposten“ - und
zwar so, daß er selbst weitgehend zurücktritt, die Handlungen Effis und die damit
verbundene Szenerie aber in den Vordergrund treten: eine wohl dramatisch zu nennende
Präsentation der Ereignisse.Bis zur Unterbrechung durch den Sedanstagumzug ist der Erzähler eindeutig präsent:
Er spekuliert über eine mögliche Fortsetzung des Gesprächs und nennt den Grund für
die Unterbrechung, er präsentiert das Geschehende (bzw. nicht weiter Geschehende)
also narrativ. Dann aber wendet er sich plötzlich Effi zu und beschreibt genau, detailliert
und chronologisch ihr Verhalten und ihren Weg zu einem „Beobachtungsposten“ - und
zwar so, daß er selbst weitgehend zurücktritt, die Handlungen Effis und die damit
verbundene Szenerie aber in den Vordergrund treten: eine wohl dramatisch zu nennende
Präsentation der Ereignisse.Bis zur Unterbrechung durch den Sedanstagumzug ist der Erzähler eindeutig präsent:
Er spekuliert über eine mögliche Fortsetzung des Gesprächs und nennt den Grund für
die Unterbrechung, er präsentiert das Geschehende (bzw. nicht weiter Geschehende)
also narrativ. Dann aber wendet er sich plötzlich Effi zu und beschreibt genau, detailliert
und chronologisch ihr Verhalten und ihren Weg zu einem „Beobachtungsposten“ - und
zwar so, daß er selbst weitgehend zurücktritt, die Handlungen Effis und die damit
verbundene Szenerie aber in den Vordergrund treten: eine wohl dramatisch zu nennende
Präsentation der Ereignisse.