Ordnung

Ordnung: Ausgehend von unserer Lebenswelt erwarten wir, dass auch das Geschehen in fiktionalen Welten zeitlich geordnet ist. Der Discours kann sich an diese Ordnung halten, oder sie auch verändern. Da wir uns Zeit als linear vorstellen, gibt es drei Formen der Ordnung:
Anachronie: Umstellungen in der chronologischen Ordnung im Discours gegenüber der Histoire. Entweder
Prolepsen (Vorgriffe)
Prolepse
Ein Ereignis, das sich in der Geschichte erst noch ereignen wird, wird im Discours an früherer Stelle erzählt (A C B).
oder
Analepsen (Rückblenden)
Analepse
Ein Ereignis, das sich in der Geschichte früher ereignet hat, wird im Discours an späterer Stelle dargestellt. (B A C) Im Gegensatz zu Prolepsen sind Analepsen ein häufig angewendetes Erzählverfahren.
Prolepse und Analepse bezeichnen wir als Anachronien. Wir erkennen sie durch Signalwörter im Text, die wir mit unserem Wissen über die Figur und unserem Weltwissen verknüpfen.
Textbeispiel:
„Ihr müßt mich nicht für zudringlich halten“, fing Bertha an, „mein Mann sagt, daß Ihr so edel denkt, daß es unrecht sei, Euch etwas zu verhehlen. Nur haltet meine Erzählung für kein Märchen, so sonderbar sie auch klingen mag. Ich bin in einem Dorfe geboren, mein Vater war ein armer Hirte.“
Ludwig Tieck: Der blonde Eckbert
Erläuterung:
In diesem Text lernen wir die Figur Bertha als erwachsene Frau kennen, die offensichtlich verheiratet ist („mein Mann“) und schließen dann aufgrund der Signalwörter und unseres Wissens (die Geburt steht am Anfang des Lebens steht und muss also vor dem Erwachsensein Berthas liegen muss,), dass nun von einem früheren Zeitabschnitt in ihrem Leben die Rede ist.

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