Präsentation von Gedanken
Präsentation von Gedanken: Es gibt drei verschiedene Modi zur Präsentation von Gedanken.
Je nachdem, ob Gedanken in geraffter Form durch den Erzähler, in einer Mischung aus
Wortlaut der Gedanken und erzählerischer Vermittlung oder direkt ohne Vermittlung
des Erählers wiedergegeben werden, unterscheidet man zwischen:
Präsentation von Gedanken im narrativen Modus:
Bewusstseinsbericht
Bewusstseinsbericht
Bewusstseinsprozesse werden durch den Erzähler vermittelt und dabei
zusammengefasst. Der Erzähler weicht erkennbar von den Gedanken oder
Bewusstseinsinhalten einer Figur, die diese in der erzählten Welt (vermeintlich)
denkt oder hat, ab - indem er sie weglässt, zusammenfasst oder anderweitig
verändert.
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indirekte Gedankenrede
Indirekte Gedankenrede
Erzählerische Gedankenwiedergabe in der 3. Person Präsens Konjunktiv (bei Ich-Erzählung:
in der 1. Person für das erlebende Ich), mit der Möglichkeit kommentierender Einmischung,
in vollständiger Syntax ohne Anführungs-, Ausrufe- und Fragezeichen.In indirekter
Gedankenrede bleibt zwar der Inhalt der Gedanken der Figur erhalten, nicht
jedoch ihr Wortlaut, da das Gesagte einem anderen Sprecher, dem Erzähler, als Inhalt
eines „dass“-Satzes im Konjunktiv zugeordnet wird.
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erlebte Gedankenrede
Erlebte Gedankenrede
Erzählerische Gedankenwiedergabe in der 3. Person Präteritum oder
Plusquamperfekt Indikativ, mit Innensicht und der Möglichkeit kommentierender
Einmischung, aber ohne ‚verba dicendi et sentiendi’, in vollständiger Syntax
(Ausnahme: Interjektionen) und mit unbeschränkter Interpunktion, jedoch ohne
Anführungszeichen.
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Gedankenzitat
Gedankenzitat
Erzählerische Gedankenwiedergabe in der 1. bzw. 2. Person Präsens Indikativ. Eingeleitet
mit einem verbum sentiendi. Gedanken werden hier also - analog zur direkten Figurenrede
- als solche markiert.
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innerer Monolog
Innerer Monolog
Erzählerische Gedankenwiedergabe in der 1. bzw. 2. Person Präsens Indikativ. Ohne
Einleitung durch verba dicendi, evtl. sogar ohne Anführungszeichen.Wenn auf Markierungen,
wie „dachte er“-Formeln, die Nennung der Figur usw. verzichtet wird, dann liegt innerer
Monolog vor: In diesem werden die Gedanken und Inhalte des Bewusstseins (und Unterbewusstseins)
einer Figur also (vermeintlich) direkt wiedergegeben.
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Bewusstseinsstrom
Bewusstseinsstrom (stream of consciousness)
Radikalisierung des Inneren Monologs: Es werden nicht
mehr nur die Bewusstseinsinhalte direkt und unmittelbar wiedergegeben, sondern auch
noch deren (vermeintlich) assoziative, ungesteuerte und völlig freie Struktur im
discours sprachlich nachgebildet.
© Fotis Jannidis, Uwe Spörl, Katrin Fischer / Letzte inhaltliche Änderung am: 27.07.2005