Fokalisierung

Fokalisierung: Die Instanz, die das Erzählte wahrnimmt, also sieht, hört, riecht, schmeckt, spürt, fühlt, denkt.
Der Erzähltext lässt Rückschlüsse auf denjenigen zu, der spricht, und auf denjenigen, der das Geschilderte wahrnimmt. Da es sich um Konstrukte handelt, sollen sie unpersönlich beschrieben werden, also als Stimme (die Erzählinstanz) und als Fokalisierung (die Wahrnehmungsinstanz). Die Stimme ist die Antwort auf die Frage: Wer spricht den Erzähltext? Fokalisierung beantwortet die Frage: „Wer sieht?“, genauer: „Wer nimmt wahr?“ Die Wahrnehmungsinstanz kann mit einer Figur zusammenfallen oder aber unabhängig von Figuren sein. Nur in fiktionalen Texten kann die Wahrnehmungsperspektive sich von der Sprecherperspektive unterscheiden.
Drei Formen der Fokalisierung werden unterschieden:
  1. Nullfokalisierung
    Nullfokalisierung
    Diese Fokalisierungsform wird auch als ‚auktorial’ bezeichnet. Die Wahrnehmung ist an keine Figur gebunden. Der Erzähler weiß hier mehr als die Figur. Typische Anzeichen für Nullfokalisierung sind Informationen im Text, die das Wissen der anwesenden Figuren übersteigen bzw. das Fehlen von Figuren.
  2. Interne Fokalisierung
    Interne Fokalisierung
    Die Wahrnehmung ist an eine Figur gebunden. Informationen über das „Innenleben“ der Figur werden gegeben. Der Erzähler weiß also ebenso viel / nimmt ebenso viel wahr wie die Figur.
  3. Externe Fokalisierung
    Externe Fokalisierung
    Die Wahrnehmung ist nicht an eine Figur der erzählten Welt gebunden, geht aber von einem Punkt innerhalb der erzählten Welt aus. Informationen über das „Innenleben“ von Figuren werden nicht gegeben. Der Erzähler weiß weniger / nimmt weniger wahr als die Figuren.
Ein wichtiger Punkt ist die Reichweite der Fokalisierung
Die oben dargestellte Klassifikation ermöglicht die Beschreibung der Fokalisierung auf Satzebene oder sogar noch unterhalb der Satzebene. Häufig will man sich aber über die Fokalisierung in einem Text verständigen. Diese ist nur in sehr seltenen Fällen einheitlich für den gesamten Text, zumeist liegt eine variable Fokalisierung vor. Man kann dann aber immer noch von dominanten Fokalisierungsstrategien sprechen, also z.B. einer dominant internen Fokalisierung, wenn die Wahrnehmung in einem Text zumeist an eine Figur gebunden ist.

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Fokalisierung
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