Fokalisierung: Die Instanz, die das Erzählte wahrnimmt, also sieht, hört, riecht, schmeckt, spürt,
fühlt, denkt.
Der Erzähltext lässt Rückschlüsse auf denjenigen zu, der spricht, und auf denjenigen,
der das Geschilderte wahrnimmt. Da es sich um Konstrukte handelt, sollen sie unpersönlich
beschrieben werden, also als Stimme (die Erzählinstanz) und als Fokalisierung (die Wahrnehmungsinstanz). Die Stimme ist
die Antwort auf die Frage: Wer spricht den Erzähltext? Fokalisierung beantwortet die
Frage: „Wer sieht?“, genauer: „Wer nimmt wahr?“ Die Wahrnehmungsinstanz kann mit einer
Figur zusammenfallen oder aber unabhängig von Figuren sein. Nur in fiktionalen Texten
kann die Wahrnehmungsperspektive sich von der Sprecherperspektive unterscheiden.
Drei Formen der Fokalisierung werden unterschieden:
Nullfokalisierung
Nullfokalisierung
Diese Fokalisierungsform wird auch als ‚auktorial’ bezeichnet. Die Wahrnehmung ist
an keine Figur gebunden. Der Erzähler weiß hier mehr als die Figur. Typische Anzeichen
für Nullfokalisierung sind Informationen im Text, die das Wissen der anwesenden Figuren
übersteigen bzw. das Fehlen von Figuren.
Die Wahrnehmung ist an eine Figur
gebunden. Informationen über das „Innenleben“ der Figur werden gegeben. Der
Erzähler weiß also ebenso viel / nimmt ebenso viel wahr wie die
Figur.
Die Wahrnehmung ist nicht an eine Figur der erzählten Welt gebunden, geht aber von
einem Punkt innerhalb der erzählten Welt aus. Informationen über das „Innenleben“
von Figuren werden nicht gegeben. Der Erzähler weiß weniger / nimmt weniger wahr als
die Figuren.
Ein wichtiger Punkt ist die Reichweite der Fokalisierung
Die oben dargestellte Klassifikation ermöglicht die Beschreibung der Fokalisierung
auf Satzebene oder sogar noch unterhalb der Satzebene. Häufig will man sich aber über
die Fokalisierung in einem Text verständigen. Diese ist nur in sehr seltenen Fällen
einheitlich für den gesamten Text, zumeist liegt eine variable Fokalisierung vor.
Man kann dann aber immer noch von dominanten Fokalisierungsstrategien sprechen, also z.B. einer dominant internen Fokalisierung,
wenn die Wahrnehmung in einem Text zumeist an eine Figur gebunden ist.