Interne Fokalisierung: Die Wahrnehmung ist an eine Figur
gebunden. Informationen über das „Innenleben“ der Figur werden gegeben. Der
Erzähler weiß also ebenso viel / nimmt ebenso viel wahr wie die
Figur.
Das im Text Geschilderte
lässt Rückschlüsse zu auf denjenigen, der es wahrnimmt. Insbesondere gilt dies,
wenn nicht nur Sachverhalte der äußeren Welt, sondern auch der Innenwelt einer
Figur erzählt werden.
Besonders
deutlich und einfach ist die Zuordnung in den Fällen, in denen Verben des
Wahrnehmens und Fühlens auftauchen und eindeutig an eine Figur gebunden
sind:
Textbeispiel:
Wie erstaunte
Nathanael, als er in seine Wohnung wollte und sah, daß das ganze Haus
niedergebrannt war, so daß aus dem Schutthaufen nur die nackten Feuermauern
hervorragten.
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Erläuterung:
Solange keine
Anzeichen im Text vorliegen, dass sich die Fokalisierung geändert hat, ist
davon auszugehen, dass sie konstant bleibt. So könnte der folgende Satz ein
Beispiel für
Nullfokalisierung
Nullfokalisierung
Diese Fokalisierungsform wird auch als ‚auktorial’ bezeichnet. Die Wahrnehmung ist
an keine Figur gebunden. Der Erzähler weiß hier mehr als die Figur. Typische Anzeichen
für Nullfokalisierung sind Informationen im Text, die das Wissen der anwesenden Figuren
übersteigen bzw. das Fehlen von Figuren.
Die Türen standen
offen, man trug allerlei Geräte hinein, die Fenster des ersten Stocks waren
ausgehoben, geschäftige Mägde kehrten und stäubten, mit großen Haarbesen hin
und her führend, inwendig klopften und hämmerten Tischler und
Tapezierer.
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Erläuterung:
Aber aus dem Kontext,
dem vorangehenden und dem folgenden Satz, wird klar, dass es sich um interne
Fokalisierung handelt:
Textbeispiel:
Als er zurückkehren wollte in seine Wohnung,
wurde er in Spalanzanis Hause ein geräuschvolles Treiben gewahr. Die Türen
standen offen, man trug allerlei Geräte hinein, die Fenster des ersten Stocks
waren ausgehoben, geschäftige Mägde kehrten und stäubten, mit großen Haarbesen
hin und her fahrend, inwendig klopften und hämmerten Tischler und Tapezierer.
Nathanael blieb in vollem Erstaunen auf der Straße
stehen;
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Im
Fall der der dominant internen Fokalisierung lassen sich noch zwei[1] Formen
unterscheiden:
Fixierte interne Fokalisierung: Die Wahrnehmung bleibt während
des ganzen Textes an eine Figur
gebunden.
Diese Form findet sich
seit dem 19. Jahrhundert häufig. Ein Beispiel ist Der grüne Heinrich von Gottfried
Keller.
Variable interne Fokalisierung: Die Fokalisierung wechselt
chronologisch fortschreitend zwischen
Figuren.
Die variable interne
Fokalisierung ist insbesondere vor dem 19. Jahrhundert sehr häufig. Beispiele
sind Johann Gottfried Schnabels Die wunderliche
Fata einiger Seefahrer, Johann Wolfgang von Goethes
Unterhaltungen deutscher
Ausgewanderten, aber auch Fontanes Effi
Briest.
Einen Sonderfall der variablen internen
Fokalisierung stellt die ‚multiple interne Fokalisierung’
dar.
Multiple interne Fokalisierung: Fokalisierungsform bei der das
gleiche Geschehen wiederholt dargestellt wird und zwar jeweils aus der
Perspektive einer anderen
Figur.
Beispiele: Christoph
Hein: Horns Ende, Jonathan Safran Foer
Everything is illuminated (teilweise),
Alexa Hennig von Lange: Relax
Besonders
deutlich und einfach ist die Zuordnung in den Fällen, in denen Verben des
Wahrnehmens und Fühlens auftauchen und eindeutig an eine Figur gebunden
sind:
Textbeispiel:
Wie erstaunte
Nathanael, als er in seine Wohnung wollte und sah, daß das ganze Haus
niedergebrannt war, so daß aus dem Schutthaufen nur die nackten Feuermauern
hervorragten.
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Erläuterung:
Solange keine
Anzeichen im Text vorliegen, dass sich die Fokalisierung geändert hat, ist
davon auszugehen, dass sie konstant bleibt. So könnte der folgende Satz ein
Beispiel für
Nullfokalisierung
Nullfokalisierung
Diese Fokalisierungsform wird auch als ‚auktorial’ bezeichnet. Die Wahrnehmung ist
an keine Figur gebunden. Der Erzähler weiß hier mehr als die Figur. Typische Anzeichen
für Nullfokalisierung sind Informationen im Text, die das Wissen der anwesenden Figuren
übersteigen bzw. das Fehlen von Figuren.
Die Türen standen
offen, man trug allerlei Geräte hinein, die Fenster des ersten Stocks waren
ausgehoben, geschäftige Mägde kehrten und stäubten, mit großen Haarbesen hin
und her führend, inwendig klopften und hämmerten Tischler und
Tapezierer.
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Erläuterung:
Aber aus dem Kontext,
dem vorangehenden und dem folgenden Satz, wird klar, dass es sich um interne
Fokalisierung handelt:
Textbeispiel:
Als er zurückkehren wollte in seine Wohnung,
wurde er in Spalanzanis Hause ein geräuschvolles Treiben gewahr. Die Türen
standen offen, man trug allerlei Geräte hinein, die Fenster des ersten Stocks
waren ausgehoben, geschäftige Mägde kehrten und stäubten, mit großen Haarbesen
hin und her fahrend, inwendig klopften und hämmerten Tischler und Tapezierer.
Nathanael blieb in vollem Erstaunen auf der Straße
stehen;
Handelt es sich bei dieser Passage um eine
interne Fokalisierung
Interne Fokalisierung
Die Wahrnehmung ist an eine Figur
gebunden. Informationen über das „Innenleben“ der Figur werden gegeben. Der
Erzähler weiß also ebenso viel / nimmt ebenso viel wahr wie die
Figur.
? Machen Sie sich auch klar, auf welche Indizien im Text
Sie Ihre Position stützen.
Textbeispiel:
Nathanael fand eine Einladungskarte und ging
mit hochklopfendem Herzen zur bestimmten Stunde, als schon die Wagen rollten
und die Lichter in den geschmückten Sälen schimmerten, zum
Professor.
E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Zwei Indizien
sprechen für eine interne Fokalisierung: a) „mit hochklopfendem Herzen“ ist
eine Innensicht; b) „fand eine Einladungskarte“ beschreibt einen Umstand (dass
eine Einladungskarte für Nathanael in seiner Post liegt) aus der Sichtweise von
Nathanael.Es liegt
interne Fokalisierung
Interne Fokalisierung
Die Wahrnehmung ist an eine Figur
gebunden. Informationen über das „Innenleben“ der Figur werden gegeben. Der
Erzähler weiß also ebenso viel / nimmt ebenso viel wahr wie die
Figur.
vor. Zwei Indizien sprechen dafür: a) „mit hochklopfendem
Herzen“ ist eine Innensicht; b) „fand eine Einladungskarte“ beschreibt einen
Umstand (dass eine Einladungskarte für Nathanael in seiner Post liegt) aus der
Sichtweise von Nathanael. Es liegt kein Indiz für einen Wechsel der Fokalisierung
vor.
[1] Abweichend von Martinez / Scheffel wird hier die multiple interne Fokalisierung nicht
als dritte Kategorie neben der fixierten interne Fokalisierung und der variablen interne
Fokalisierung behandelt, sondern als Sonderfall der variablen internen Fokalisierung
behandelt. Das Differenzkriterium zwischen fixierter interner Fokalisierung und variabler
interner Fokalisierung ist die Bindung an eine Figur – unabhängig vom Geschehen. Das
Geschehen wird als Differenzkriterium erst im Fall der multiplen internen Fokalisierung
herangezogen. Man kann dazu auch einfach eine Gegenprobe machen: Was für eine Kategorie
liegt vor, wenn das gleiche Geschehen wiederholt aus der Sicht der gleichen Figur
wiedergegeben wird? Folgt man dem Kategoriensystem von Martinez / Scheffel, dann müßte
man dafür eine neue Kategorie hinzufügen. Unseres Erachtens handelt es sich jedoch
um einen Sonderfall der fixierten internen Fokalisierung Textbeispiel: Agathe Christie:
The murder of Roger Ackroyd. Die genaue Analyse der Fokalisierung ist sicherlich oft
ein besonderes Problem; häufig zeigen sich dabei auch die Grenzen der hier beschriebenen
Kategorien. Zurück