Fallhöhe

Fallhöhe: Kategorie der Dramentheorie, die besagt, dass der Fall eines Helden umso eindringlicher empfunden wird, je höher sein sozialer und moralischer Rang vorher war.
Die Fallhöhe ist eng mit der Ständeklausel verknüpft und markiert nochmals den Zusammenhang von moralischem und sozialem Stand nach klassizistischem Verständnis. Nur der Fall eines hochstehenden, moralisch gefestigten Helden könne die gewünscht Wirkung beim Publikum erzielen, heißt es bei Aristoteles. Allerdings findet sich dort auch die Forderung nach einem Fehler des Helden, so dass dessen Fall nicht gänzlich unmotiviert und unverdient erscheint. Jedoch ist es die Tiefe des Sturzes sowie das Verhalten des Untergehenden, die eine entsprechende Publikumswirkung vermitteln können. Der Zusammenhang von sprachlichem Stil, gezeigter Gesinnung und Schwere des Konflikts darf auch hier nicht unbeachtet bleiben.
Mit zunehmender Modernisierung des Dramenverständnisses und Wegfall der Ständeklausel verliert auch die Fallhöhe ihre Bedeutung, da auch Figuren niederen Stands in Konflikten gezeigt werden bzw. die Probleme der Reichen und des Adels kaum noch von denen der Bürger unterschieden werden können (vgl. Schnitzler).
Textbeispiel:
I Sophokles: König Ödipus
Personen:
ÖDIPUS, König von Theben
PRIESTER des Zeus
KREON, Bruder der Königin
TEIRESIAS, ein blinder Seher
IOKASTE, Königin
BOTE aus Korinth
HIRTE des Laios
DIENER
Textbeispiel:
II Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti
Personen:
EMILIA GALOTTI
ODOARDO und CLAUDIA GALOTTI, Eltern der Emilia
HETTORE GONZAGA, Prinz von Guastalla
MARINELLI, Kammerherr des Prinzen
CAMILLO ROTA, einer von des Prinzen Räten
CONTI, Maler
Graf APPIANI
Gräfin ORSINA
ANGELO und einige Bediente
Textbeispiel:
III Schnitzler: Liebelei
Personen:
HANS WEIRING, Violinspieler am Josefstädter Theater
CHRISTINE, seine Tochter
MIZI SCHLAGER, Modistin
KATHARINA BINDER, Frau eines Strumpfwirkers
LINA, ihre Tochter
FRITZ LOBHEIMER und THEODOR KRAUSE, junge Leute
EIN HERR
Inhaltlich und stilistisch lassen sich diese Anforderungen in
Hamartia
Hamartia
aristotelischer Begriff, Fehler des Helden, der zur dramatischen Verwicklung führt.
,
Intrige
Intrige
Das eine Handlung konstituierende Komplott.
und
Pathos
Pathos
In der Tragödientheorie die Abschnitte des Dramas, die durch die Darstellung von Tod und schwerem Leid im Zuschauer die Affekte von Jammer, Schauder, Furcht und Mitleid auslösen.
finden, die sich zwar auch historisch veränderten, aber bis ins 19. Jahrhundert zentrale Positionen in den Dramen und ihrer theoretischen Reflexion einnahmen.

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