Reisebericht

In der Gattung des Reiseberichts, die seit den 1770er Jahren Konkjunktur hatte, fand das starke geographische Interesse des 18. Jahrhunderts seine literarhistorische Ausprägung. Schon vom Jahrhundertbeginn an war die Auseinandersetzung mit der außereuropäischen Welt ein treibender Impuls für die europäische Aufklärung, wobei das Interesse der Aufklärer zunächst auf den außereuropäischen Hochkulturen lag. So zieht beispielsweise in Montesquieus Lettres persanes (1721) ein Perser durch Europa, der seine Verwunderung über die dortigen Sitten und Gebräuche in 160 Briefen ausdrückt. Dieses Schema wurde später von Jonathan Swift in seinen Gulliver’s Travels noch einmal auf einem höheren Niveau satirisch aufgegriffen. Um die Jahrhundertmitte wandelte sich dann das thematische Interesse in der exotischen Literatur: statt der asiatischen Hochkulturen rückten nun die neu entdeckten Eingeborenenkulturen in den Fokus. So auch in den beiden Discours von Jean-Jacques Rousseau, der sich mit seiner seiner Idealisierung des »Edlen Wilden« als Erster dieses neuen Interesses bediente.
Für Deutschland stellt die Reise um die Welt von Johann Georg Forster das bedeutendste Dokument der Reisebericht-Gattung im 18. Jahrhundert dar. Gegenstand des Berichts ist die 1772 von James Cook angetretene Reise über den Panzifik hin zum Südpol. Einen besonderen Reiz übten dabei die natürliche Lebensweise und die Natur selbst auf Forster aus. Dennoch sah er auch die Mängel dieser Gesellschaftsordnung und blieb schlussendlich der aufgeklärte Europäer.
Einen Gegenpol zu Forsters Reisebericht bildet Friedrich Nicolais Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz (1783-96), der sich als eine eine Summe der deutschen Aufklärung lesen lässt. Nicolai sichtete die Wirklichkeit unter aufklärerisch-kritischer Perspektive und nutzte die südlichen katholischen Länder zur Demonstration für die unzulängliche Verwirklichung der Aufklärung.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 96f.

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