Gottsched und die Dramatik
Auch wenn Gottscheds Critische Dichtkunst Vorschriften für alle Gattungen enthielt, blieb die Leitgattung trotzdem eindeutig das Drama, da es für didaktische Zwecke am brauchbarsten war.
Um seine Vorstellungen auch theaterpraktisch durchzusetzen, schloss er sich mit der Theatertruppe von Frederike Caroline Neuber, genannt die »Neuberin«, zusammen.
In der von Gottsched veröffentlichten Deutschen Schaubühne (1740–45), einer sechsbändigen Sammlung von Theaterstücken, wurden Dramen abgedruckt, die vorbildhaften Charakter hatten und aufklärerische Wirkungen zeitigen sollten.
Gottsched selbst schrieb neben dem Schäferspiel
Atlanta (1741) noch die folgenden drei Trauerspiele:
- In Sterbender Cato (1731) brachte er die dramaturgischen, philosophischen und gesellschaftlichen Ideen der Zeit zum Ausdruck, allen voran die Idee der »Freiheit«. Dabei werden in Cato und seinem Widersacher Cäsar zwei Grundprinzipien der politischen Diskussion entgegengestellt: die Idee der republikanischen Freiheit, repräsentiert durch Cato, versus die Idee der Tyrannei, repräsentiert durch Cäsar.
- In Parisische Bluthochzeit König Heinrichs von Navarra (1745) schilderte er die Bartholomäusnacht von 1572. Es handelt sich um ein reines Ideendrama, dem die Idee der konfessionellen »Toleranz« voransteht.
- In Agis. König zu Sparta (1745) werden die Bemühungen des spartanischen König Agis geschildert, die absolute Gleichheit in seinen Staat einzuführen, um dem Verfall entgegenzuwirken, womit hier die Idee der »Gleichheit« thematisiert wird.
In den
Ersten Gründen Der gesamten Weltweisheit (1733/34) entwickelte Gottsched außerdem eine theoretische Grundlegung der in den Dramen propagierten Ideen.
Dabei gab die
Weltweisheit auch Hinweise zur Anthropologie, die den Dramen zugrundelag: Gottsched vertrat ein rationalistisches Menschenbild, laut dem sich die Handlungen der Menschen ausschließlich von einer rational definierten Vernunft leiten lassen sollten.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 55-57.
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Gottsched und die Dramatik
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