Gleichzeitiges Erzählen

Gleichzeitiges Erzählen: Der Zeitpunkt des Erzählens fällt erkennbar und weitgehend mit dem des Erzählten zusammen.
Diese Verteilung der Zeitverhältnisse zwischen dem Erzählen und dem Erzählten hat sich erst in der Moderne ausgebreitet. Sie wird im Allgemeinen durch Verwendung des Präsens markiert. Da das Präsens aber auch als Historisches Präsens Verwendung finden und das übliche Präteritum äquivalent ersetzen kann, reicht das Präsens alleine nicht aus, um die Gleichzeitigkeit von Erzählen und Erzähltem erkennbar zu machen, so dass auch die spezifische Präsentation des Erzählten als Gleichzeitiges relevant wird. Dies ist etwa dann der Fall, wenn - ähnlich einer Live-Reportage - Fakten, Beobachtungen oder auch Gedanken so wiedergegeben werden, das die jeweilige Erzählzeit der jeweiligen erzählten Zeit der einzelnen Elemente erkennbar korrespondiert.
Textbeispiel:
Durch die halboffene Tür sehe ich den lehmigen, aufgestampften Weg und die morschen Bretter um den Schweinekofen. Der Rüssel des Schweines schnuppert in der breiten Fuge wenn er nicht schnaufend und grunzend im Schlamm wühlt. Außerdem sehe ich noch ein Stück der Hauswand, mit zersprungenem, teilweise abgebröckeltem gelblichen Putz, ein paar Pfähle, mit Querstangen für die Wäscheleinen, und dahinter, bis zum Horizont, feuchte, schwarze Ackererde.
Peter Weiß: Der Schatten des Körpers des Kutschers
Erläuterung:
In dieser Textpassage aus Peter Weiß' Der Schatten des Körpers des Kutschers wird genau das erzählt, was der Ich-Erzähler (durch das Guckloch des ‚Örtchens’, auf dem er sich befindet) zu sehen bekommt, und zwar strikt gleichzeitig - wie es das hier verwendete Präsens anzeigt.
Fragestellung:
Dies ist die Eingangspassage aus der ‚Skizze’ Sankt Wolfgang von Peter Altenberg. Liegt hier
Textbeispiel:
Station Zahnradbahn, Schafbergbahn.
Weißer dicker Schotter bis an die Wiesen der Bauernhäuser. Kleine dünne Ahornbäume sind längs der Strecke hingepflanzt, mit Grasringen, auf welchen rote Mohnblumen wachsen. Die schiefe Lokomotive ist quasi zusammengeduckt, wie einer, der sich gräßlich anstrengt - - -.
La femme incomprise mit den rotbraunen Haaren und dem seidenen lila-grün changierenden Kleide saß da und fuhr den Fichten-Berg hinauf und auf die gelblichen Alm-Wiesen mit dem Duft nach Ziegen, Kühen und feuchtem Moos, zwischen schwarzgrünen Legföhren hindurch bis dorthin, wo das braunrote Gerölle anfängt - - -.
Peter Altenberg: Sankt Wolfgang
Die ersten beiden Absätze sind zwar im Präsens gehalten bzw. bleiben, was das Zeitverhältnis vom Erzählen zum Erzählten betrifft, unbestimmt, der letzte Absatz zeigt aber erkennbar (durch das Präteritum: „saß“ und „fuhr“) einen späteren Erzählzeitpunkt an. Der Zeitpunkt des Erzählens wechselt also, auch wenn erkennbar die gesamte Passage (wie die Skizzen Altenbergs insgesamt) eine fiktive Gegenwärtigkeit im Sinne des
epischen Präteritums
Episches Präteritum
Mit dem Begriff von Käte Hamburger wird ein Präteritum bezeichnet, mit dem aber weniger die Vorzeitigkeit des Erzählten als vielmehr seine Zeitlosigkeit betont werden soll. Es liegt vor, wenn ein späterer Zeitpunkt des Erzählens kaum bestimmbar oder irrelevant ist.
evoziert.
Die ersten beiden Absätze sind zwar im Präsens gehalten bzw. bleiben, was das Zeitverhältnis vom Erzählen zum Erzählten betrifft, unbestimmt, der letzte Absatz zeigt aber erkennbar (durch das Präteritum: „saß“ und „fuhr“) einen späteren Erzählzeitpunkt an. Der Zeitpunkt des Erzählens wechselt also, auch wenn erkennbar die gesamte Passage (wie die Skizzen Altenbergs insgesamt) eine fiktive Gegenwärtigkeit im Sinne des
epischen Präteritums
Episches Präteritum
Mit dem Begriff von Käte Hamburger wird ein Präteritum bezeichnet, mit dem aber weniger die Vorzeitigkeit des Erzählten als vielmehr seine Zeitlosigkeit betont werden soll. Es liegt vor, wenn ein späterer Zeitpunkt des Erzählens kaum bestimmbar oder irrelevant ist.
evoziert.
Die ersten beiden Absätze sind im Präsens gehalten bzw. bleiben, was das Zeitverhältnis vom Erzählen zum Erzählten betrifft, unbestimmt, der letzte Absatz zeigt dann erkennbar (durch das Präteritum: „saß“ und „fuhr“) einen späteren Erzählzeitpunkt an. Der Zeitpunkt des Erzählens wechselt also, auch wenn erkennbar die gesamte Passage (wie die Skizzen Altenbergs insgesamt) eine fiktive Gegenwärtigkeit im Sinne des
epischen Präteritums
Episches Präteritum
Mit dem Begriff von Käte Hamburger wird ein Präteritum bezeichnet, mit dem aber weniger die Vorzeitigkeit des Erzählten als vielmehr seine Zeitlosigkeit betont werden soll. Es liegt vor, wenn ein späterer Zeitpunkt des Erzählens kaum bestimmbar oder irrelevant ist.
evoziert.

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Gleichzeitiges Erzählen
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