Botenbericht
Botenbericht: Fiktionsinterne sprachliche Darstellung eines zum Zeitpunkt der Präsentation vergangenen,
für die Haupthandlung bedeutenden Ereignisses.
Im Botenbericht wird ein Ereignis, das nicht auf der Bühne ausagiert wurde, dem Personal
sprachlich vermittelt. Ein Bote berichtet von abgeschlossenen Geschehnissen, die Konsequenzen
auf die Haupthandlung haben. So können z.B. der Ausgang einer Schlacht, der Tod einer
entfernten Figur oder Katastrophen wie z.B. ein Schiffsunglück in den Handlungsablauf
integriert werden, ohne auf der Bühne ausgehandelt werden zu müssen. Die so vermittelten
Ereignisse sind oft nicht auf der Bühne realisierbar (Schlacht, Seesturm) oder nicht
ohne Verstoß gegen die Einheit von Ort und Zeit zu zeigen. Entsprechend dient der
Botenbericht vor allem dazu, solche Elemente trotzdem mit ihren Konsequenzen auf die
Haupthandlung ins Drama einbeziehen zu können. Zentral stehen eben nicht die Ereignisse
selbst, sondern ihre Auswirkungen auf die Haupthandlung, die im weiteren Bühnengeschehen
wichtig werden.
Der Bote war ursprünglich als Bühnenperson konzipiert, wobei er nur in dieser Funktion
auftreten kann, oder aber eine der anderen dramatis personae diese Funktion übernehmen
kann. Ebenso kann er durch ein entsprechendes Kommunikationsmedium ersetzt werden,
wobei ein Brief z.B. dann laut gelesen werden muss, um nicht nur einer Bühnenfigur
sondern auch dem Publikum die entsprechenden Informationen zukommen zu lassen.
© Martin Huber, Elisabeth Böhm / Letzte inhaltliche Änderung am: 09.09.2007