Obwohl schon in den 1920er Jahren im Kabarett der Ausdruck Song für bestimmte Gesangsnummern
verwendet wird, die sich an anglo-amerikanische Vorbilder halten und sich bewusst
vom Kunstlied distanzieren, prägt besonders Brecht diesen Begriff, indem er ihn in
seinen theoretischen Schriften verwendet. Er nennt die Gesangsnummern so, die in seinen
Stücken eingesetzt werden. Dabei dienen sie vor allem der
Verfremdung
V-Effekt
Der Verfremdungs-Effekt ist ein spezifisches Mittel des epischen Theaters, das gezielt
gegen eine identifikatorische Rezeption einer in sich geschlossenen Illusion antritt.
, indem sie durch Form und Präsentation aus dem üblichen Handlungsschema herausfallen
und außerdem oft deutlich politische Inhalte transportieren. Mit Komponisten wie Kurt
Weill und Hanns Eisler zusammen gestaltet Brecht Lieder, die im Drama aber auch jenseits
des handlungsspezifischen Kontexts rezipiert wurden.