Stichomythie

Stichomythie: Zeilenrede,
Dialog
Dialog
Wechselrede der Figuren, das Gespräch im Drama.
, dessen Repliken sich jeweils genau über eine Zeile erstrecken und die inhaltlich dem vorherigen diametral widersprechen.
Sprecherwechsel von
Vers
Vers
von lat. versus ‚Umwenden (des Pfluges), Furche, Reihe, Linie’. Verse sind kurze, klar voneinander abgegrenzte und untereinander korrespondierende Abschnitte, die den Text unabhängig von der Syntax gliedern und die optisch als Zeilen repräsentiert werden können.
zu Vers, Halbvers zu Halbvers (Hemistichomythie) oder Doppelvers zu Doppelvers (Distichomythie). Es handelt sich also um eine Sonderform der stichischen Rede, da metrisch gleichgebaute Verse unverbunden und ohne Strophengliederung aufeinander folgen. Die Hemistichomythie fungiert dabei gleichsam als Sonderform der Antilabe, der Aufteilung eines Verses auf mehrere Sprecher.
Als Mittel der dramatischen Steigerung und Beschleunigung gerade in Konflikt- oder Streitszenen beliebt. Obwohl der
rhetorische
Rhetorik
ars bene dicendi (lat.: die Kunst des guten Redens/Textes)
Charakter deutlich zu Tage tritt und von typischen Stilmitteln wie der Sentenz noch unterstrichen wird, gilt die Stichomythie als Ausdruck der natürlichen Rede und wird seit dem 18. Jahrhundert an die Stelle längerer Monologe, wie sie im Barock üblich waren, gesetzt.
Protagonist
Protagonist
Zentrale Figur des Dramas.
und
Antagonist
Antagonist
Gegenspieler des Protagonisten, als Kontrast gegen diesen konzipiert und ihm in der Figurenkonstellation gegenübergestellt.
können so in ihrer Gegensätzlichkeit gezeigt werden, die kurzen Repliken beschleunigen das Rededuell.
Textbeispiel:
IPHIGENIE: Dies ist allein der Priest’rin überlassen.
ARKAS: Solch seltnen Fall soll auch der König wissen.
IPHIGENIE: Sein Rat wie sein Befehl verändert nichts.
ARKAS: Oft wird der Mächtige zum Schein gefragt.
IPHIGENIE: Erdringe nicht, was ich versagen sollte.
ARKAS: Versage nicht, was gut und nützlich ist.
IPHIGENIE: Ich gebe nach, wenn du nicht säumen willst.
Johann Wolfgang von Goethe: Iphigenie auf Tauris, 4. Aufzug, 2.Auftritt (Ausschnitt)

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Stichomythie
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