Klopstock und die Lyrik

In lyrischer Hinsicht bevorzugte Klopstock die antike Form der Ode, weil sie ihm eine sehr freie Gestaltung erlaubte. Er folgte den kunstvollen Mustern der griechischen Strophenformen, deren Übertragung ins Deutsche zur Herausbildung der »freien Rhythmen« führte, die dem Dichter große metrische Freiheiten gewährten. Bei diesen handelt es sich um reimlose Verse, die sich von festen metrischen und strophischen Formen lösten und dazu führten, dass sich jedes Gedicht sich seinen eigenen Rhythmus schaffte. Trotz ihrer antiken Vorläufertradition sind Klopstocks »freie Rhythmen« als einer der wenigen deutschen Beiträge zur europäischen Lyrikgeschichte anzusehen.
Als Klopstocks berühmteste Ode gilt sein Zürcher See, in der die neue Naturauffassung und das neue Verhältnis des Subjekts zur Natur ihre reinste Ausgestaltung fanden. Basierend auf seinen »freien Rhythmen« brachte Klopstock darin die Idee einer sich befreienden Individualität zur Geltung, die ihren eigenen emotionalen Ausdruck in einer individuellen Sprache suchte und fand.
Mit seiner wegweisenden Dichtung fand Klopstock schon bald die ersten Nachahmer in einer Dichtergruppe namens »Göttinger Hain«.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 72f.

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