Gotthold Ephraim Lessing

Während sich Gotthold Ephraim Lessing unter anderem als Dramatiker, Kritiker, Polemiker, Rokokolyriker, Fabeldichter, Herausgeber und Philologe auf allen Feldern des Literaturbetriebs seiner Zeit bewegte, konnte er seine ersten literarischen Erfolge mit seinen Komödien feiern. Diese ließen bereits eine vorsichtige Ablösung vom aufklärerischen Welt- und Menschenbild durscheinen und beschäftigten sich oftmals mit Lessings Generalthema: der Toleranz. So auch sein Lustspiel Die Juden (1754), in dem es in erster Linie um die wahrnehmungsprägende Kraft des Vorurteils ging, und sein Ideendrama Nathan der Weise, das sich mit der Gleichrangigkeit der Religionen beschäftigte. Mit seiner Juden-Thematisierung in diesen Stücken griff Lessing ein schwelendes Thema der Zeit auf, nämlich die im ausgehenden 18. Jahrhundert immer drängender werdende Judenfrage.
Die literaturhistorisch bedeutendste Rolle spielte Lessing für die Entwicklung des Dramas – sowohl mit seinen eigenen Stücken als auch mit seiner wegweisenden Dramentheorie. Neben seinen Dramen stehen außerdem noch seine populärphilosophischen Schriften, darunter zum einen die Erziehung des Menschengeschlechts (1780), ein Entwurf, der den Optimismusgedanken der Frühaufklärung in den Fortschrittsgedanken umzumünzen versuchte, und zum anderen der Dialog-Essay Ernst und Falk. Gespräche für Freymäurer, in denen er seine Gedanken zur Freimaurerei zum Ausdruck brachte. Insgesamt gilt Lessing nicht nur als einer der umstrittensten und streitbarsten Schriftsteller der Aufklärung, sondern auch als erster Repräsentant jenes Typus des Intellektuellen, der konkrete politische Wirkungen mit seinem schriftstellerischen Schaffen erzielen wollte.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 75-80, 83.

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