Johann Wolfgang Goethe

Johann Wolfgang Goethe unternahm die ersten Versuche, die Theorie des Sturm und Drang in eine angemessene literarische Praxis umzusetzen. Dabei brachte er mit seinen Sesenheimer Gedichten eine neue emotionale Nuancierung in traditionelle Stoffe und Formen der Lyrik. Aus anderen Gedichten wie Willkomm und Abschied oder Maifest leitete die Literaturwissenschaft später den Begriff der »Erlebnislyrik« ab. Seine Prometheus-Ode und sein Fragment gebliebenes Prometheus-Drama fingen schließlich den brisanten Aspekt des Sturm und Drang ein, indem sie den Kult des Genies formulierten, das alle Fesseln sprengt. Vor allem die Ode feierte in diesem Kontext die Lossage von Gott und die Selbstbehauptung des Individuums.
Zudem verfasste Goethe mit seinem Götz von Berlichingen (1773) auch das erste Drama in der neuen Richtung des Sturm und Drang. Götz wird als ein ganz der Natur verbundener Kraftmensch vorgestellt, welcher der verweichlichten Intriganz des Hofes seine Ideale von Treue und Freiheit gegenüberstellt, damit jedoch scheitert. Neben dem neuartigen Inhalt sticht auch die neue Form des Dramas hervor, das nicht mehr die gebundene Sprache des Hofes, sondern in übertreibender Stilisierung die Sprache des Volkes spricht. Wie alle folgenden Dramen des Sturm und Drang ist es als »offenes Drama« konzipiert, also als Szenenfolge, deren einzelne Momente nur lose miteinander verbunden sind.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 85f.

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