Sturm und Drang

Der Sturm und Drang entfaltete sich einerseits als Gegenbewegung zum Rationalismus, andererseits verfolgte er – ebenso wie die Aufklärung – die Idee der Emanzipation des Menschen. Während die Aufklärung diese Emanzipation jedoch in der Verwirklichung einer allgemeinen Vernunft gewährleistet sah, richtete sich der Sturm und Drang hingegen auf die Befreiung des Individuums.
Der Beginn des Sturm und Drang lässt sich mit dem zufälligen Aufeinandertreffen von Johann Gottfried Herder und Johann Wolfgang Goethe in Straßburg 1770 datieren. Generell gilt Herder als spiritus rector des Sturm und Drang, also als dessen theoretischer Begründer und Wegbereiter. Sein Journal meiner Reise im Jahr 1769 ist als erstes Dokument des literarischen Sturm und Drang anzusehen. Dabei handelt es sich um einen Reisebericht, in dem Herder den affektiven Stil entwickelte, der den Sturm und Drang später auszeichnen sollte.
Da Herders Journal jedoch vorerst unpubliziert blieb, darf der Sammelband Von deutscher Art und Kunst (1773) als Gründungsdokument des Sturm und Drang gelten. Darin wurden in einer Reihe von Aufsätzen mehrerer Autoren neue Prinzipien der Literatur- und Kunstkritik aufgestellt. Während Goethe in seinem Beitrag Von Deutscher Baukunst der Gotik und damit dem Mittelalter eine neue Wertschätzung eröffnete, fand Herder in seinem Shakespear-Aufsatz einen neuen Schutzheiligen für die deutsche Literatur, dessen Regellosigkeit er als ungebrochene Naturnähe zelebrierte.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 84f.

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Sturm und Drang
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