Kadenz/Versausgang

Kadenz/Versausgang: Metrisch-rhythmische Gestaltung des Versendes (
Versgrenzen
Versgrenzen
Die Grenzen des Verses, d.h. Versanfang und Versende, sind optisch wie auch akustisch in der Wahrnehmung besonders herausgehoben.
).
Die Kadenz umschließt den Versausgang ab der letzten
Hebung
Hebung
Durch das metrische Schema nach Anzahl und/oder Position festgelegte prominente Silbe im Vers (Silbenprominenz). – Hebungen können im konkreten Verstext und im Vortrag ‚realisiert’, d.h. sprachlich umgesetzt werden, dies ist aber keinesfalls zwingend (Rhythmus des konkreten Einzelverses; Einzelvortrag).
bzw. prominenten Silbe. Unterschieden werden männliche (auch: stumpfe) einsilbige Kadenzen (d.h. der Vers endet auf einer Hebung bzw. prominenten Silbe), weibliche (auch: klingende) zweisilbige Kadenzen (d.h. der Vers endet auf einer Hebung und nachfolgenden
Senkung
Senkung
Durch das metrische Schema nach Anzahl und/oder Position festgelegte nicht-prominente Silbe im Vers (Silbenprominenz). – Senkungen können im konkreten Verstext und im Vortrag ‚realisiert’, d.h. sprachlich umgesetzt werden, dies ist aber keinesfalls zwingend (Rhythmus des konkreten Einzelverses; Einzelvortrag).
bzw. einer prominenten und anschließenden nicht-prominenten Silbe) und daktylische Kadenzen (Hebung bzw. prominente Silbe, gefolgt von zwei Senkungen bzw. nicht-prominenten Silben).
In versfußmetrisch gebundenen Texten ist die Realisationsform des letzten Versfußes in der Zeile von besonderem Interesse (akatalektisch, katalektisch, hyperkatalektisch).
Textbeispiel:
Johann Wolfgang Goethe: Da du nun Suleika heißest
Erläuterung:
Da du nun Suleika heißest, X x X x X x X x w
Sollt ich auch benamset seyn. X x X x X x X m
Wenn du deinen Geliebten preisest, X x X x x X x X x w
Hatem! das soll der Name seyn. X x X x x X x X m
Nur daß man mich daran erkennet, X x x X x X x X x w
Keine Anmaßung soll es seyn. X x X x x X x X m
Wer sich St. Georgenritter nennet X x X x X x x x X x w
Denkt nicht gleich Sanct Georg zu seyn. X x X x X x x X m
Nicht Hatem Thai, nicht der Alles Gebende x X x X x x X x X x x d
Kann ich in meiner Armutt seyn, X x x X x X x X m
Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende X x x X x x X x X x x d
Von allen Dichtern, möcht’ ich seyn. x X x X x X x X m
Aber beyde doch im Auge zu haben X x X x x x X x x X x w
Es wird nicht ganz verwerflich seyn: x X x X x X x X m
Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben x X x x X x x X x X x w
Wird immer ein groß Vergnügen seyn. x X x x X x X x X m
Sich liebend an einander zu laben x X x X x X x x X x w
Wird Paradieses Wonne seyn. X x x X x X x X m
Dieses ghaselartige (Ghasel) Gedicht aus Goethes West-östlichem Divan besteht aus vierhebigen
Versen mit Füllungsfreiheit
Verse mit Füllungsfreiheit
Verse mit Füllungsfreiheit: Alternativbezeichnungen ›accentual verse‹, ›rein tonischer Vers‹ u.a. Flexibles Versmaß, bei dem die Hebungszahl festgelegt ist, die Anzahl der dazwischen liegenden nicht-prominenten Silben dagegen variiert.
. Die Kadenzen (oben durch Unterstreichung hervorgehoben) der geraden Verse sind durchwegs männlich (m), die der ungeraden weiblich (w) oder daktylisch (d).

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Kadenz/Versausgang
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