Figureninformationen im Discours

Figureninformationen: Informationen über die Figur aus dem Discours. Angaben zum Äußeren, zu mentalen und charakterlichen Eigenschaften, sprachliche Äußerungen der Figur und die Inhalte dieser Äußerungen und Handlungen.
Die Darstellung einer Figur im Discours geschieht durch ihre Benennung und durch die Zuschreibung von Figureninformationen. Diese beiden analytisch unterscheidbaren Vorgänge sind fast immer sprachlich in einem Ausdruck verschmolzen. Schon ein Personalpronomen verweist nicht nur auf eine Figur, sondern weist ihr - zumindest im Deutschen - auch ein bestimmtes Geschlecht zu.
Der Aspekt der Benennung ist vor allem dann von Interesse, wenn diese gestört wird, z.B. in einigen Kriminalromanen, wenn erst am Ende klar wird, dass der Mörder und eine Figur identisch sind, oder bei einigen Formen experimentellen Erzählens, die systematisch den Aufbau einer konsistenten Figur stören.
Textbeispiel:
Auf dem Schiffe befand sich ein lustiges Häufchen Studenten. Sie begleiteten einige Tagereisen weit den jungen Grafen Friedrich, welcher soeben die Universität verlassen hatte, um sich auf Reisen zu begeben. Einige von ihnen hatten sich auf dem Verdecke auf ihre ausgebreiteten Mäntel hingestreckt und würfelten. Andere hatten alle Augenblick neue Burgen zu salutieren, neue Echos zu versuchen, und waren daher ohne Unterlaß beschäftigt, ihre Gewehre zu laden und abzufeuern. Wieder andere übten ihren Witz an allen, die das Unglück hatten am Ufer vorüberzugehen, und diese aus der Luft gegriffene Unterhaltung endigte dann gewöhnlich mit lustigen Schimpfreden, welche wechselseitig so lange fortgesetzt wurden, bis beide Parteien einander längst nicht mehr verstanden.
Joseph von Eichendorff: Ahnung und Gegenwart
Erläuterung:
Es werden folgende Figureninformationen vergeben:
  • Eine nicht allzu große Gruppe Studenten befindet sich auf einem Schiff und ist guter Laune. (Im gleichen Zug Erzeugung der Studenten, Zuschreibung des männlichen Geschlechts).
  • Sie begleiten den jungen Grafen Friedrich (Im gleichen Zug Erzeugung des Grafen).
  • Der junge Graf Friedrich hat gerade die Universität verlassen, um zu reisen.
  • Ein Teil der Studenten spielt auf Deck auf den eigenen Mänteln liegend Würfelspiele.
  • Ein anderer Teil der Studenten gibt Salutschüsse ab, sobald sich eine neue Burg am Ufer zeigt, und läd ihre Gewehre ständig nach. Außerdem testen sie das Echo.
  • Ein weiterer Teil der Studentengruppe, ruft Leuten am Ufer Unsinn zu.
Fragestellung:
Markieren Sie im folgenden Text diejenigen Stellen, an denen durch den Discours Informationen zur Figur des jungen Mannes gegeben werden.
Textbeispiel:
Die Scherben eines gläsernen, gelben Lampions klirrten auf die Stimme eines Frauenzimmers: „Wollen Sie den Geist Ihrer Mutter sehen?“ Das haltlose Licht tropfte auf die zartmarkierte Glatze eines jungen Mannes, der ängstlich abbog, um allen Überlegungen über die Zusammensetzung seiner Person vorzubeugen. Er wandte sich ab von der Bude der verzerrenden Spiegel, die mehr zu Betrachtungen anregen als die Worte von fünfzehn Professoren. Er wandte sich ab vom Cirkus zur aufgehobenen Schwerkraft, wiewohl er lächelnd einsah, daß er damit die Lösung seines Lebens versäumte. Das Theater zur stummen Ekstase mied er mit stolz geneigtem Haupt: alle Ekstase ist unanständig, Ekstase blamiert unser Können, und ging schauernd in das Museum zur billigen Erstarrnis, an dessen Kasse eine breite verschwimmende Dame nackt saß.
Carl Einstein: Bebuquin
Zunächst erfährt man, dass der junge Mann eine Glatze hat, dann werden drei Handlungen (er geht nicht in ein Spiegelkabinett, nicht in den Zirkus, nicht ins Theater, dafür aber ins Museum) und zwei Gedankengänge („wiewohl er lächelnd einsah, daß er damit die Lösung seines Lebens versäumte“, „alle Ekstase ist unanständig“) mitgeteilt.

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