Christian Weise und Christian Reuter

Mit rund 60 verfassten Dramen und vielen weiteren Texten, die durch einen deutlichen, für das Barockzeitalter typischen pädagogischen Impuls geprägt sind, zählt Christian Weise zu produktivsten Autoren seiner Zeit. In seinem Lehrbuch Der politische Redner entwickelte Weise seine Unterrichtsziele, bei denen stets das Ideal der prudentia, also der politischen Klugheit, im Vordergrund stand. Er ordnete seine Dramen sowohl formal als auch inhaltlich den Erfordernissen des Schulbetriebs unter und verzichtete dafür zwar auf eine kunstvolle formale Gestaltung, jedoch nicht auf eine hohe äußerliche Komplexität durch eine große Anzahl an Schauspielern und eine Repräsentation sämtlicher sozialer Schichten. Thematisch folgte Weise dabei den politischen Themen der Zeit und behandelte beispielsweise in seinem wichtigsten Drama Masaniello den neapolitanischen Volksaufstand von 1647.
Mit Weise erreichte die barocke Dramenentwicklung ihre Endphase, in der die strengen Reglementierungen aufgegeben wurden und das Unterhaltungsbedürfnis stattdessen in den Vordergrund trat. In dieser Hinsicht ist Christian Reuter mit seinem Werk als ein Phänomen des Übergangs anzusehen, da seine Komödien L’Honnête femme und Der ehrlichen Frau Schlampampe Krankheit und Tod die Befreiung des Dramas von den formalen, moralischen, politischen und didaktischen Zwängen einleiteten.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 43f.

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Weise/Reuter
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