Martin Opitz

Indem Martin Opitz das Programm der Barockliteratur formulierte und ihre ersten Jahrzehnte maßgeblich beeinflusste, nahm er eine Schlüsselstellung in der literarischen Neuorientierung dieser Zeit ein. Mit seinem Buch von der Deutschen Poeterey (1624) schloss er nicht nur an die alte westeuropäische Tradition der Poetik an, sondern er formulierte zugleich auch die aktuellen Ansprüche, die im anbrechenden 17. Jahrhundert an die Literatur zu stellen waren. Ihre einschneidende Wirkung erzielte Opitz mit seiner Poetik dadurch, dass er sie konsequent auf die deutsche Sprache bezog. Sein wesentliches Vorbild waren dabei die Poetices libri septem von Julius Caesar Scaliger aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Opitz stellte die Entwicklung des deutschen Verses mit nur wenigen Bemerkungen auf eine neue Grundlage. Dabei wurde zum einen das quantitierende, an der Länge der Silben orientierte Verfahren durch ein qualitatives, nach Betonungen gliederndes Prinzip abgelöst. Zum anderen wurde die Grundidee formuliert, dass die Dichter der Sprache weder durch das Metrum noch durch den Reim Gewalt antun dürfen, womit dem Knittelvers, der die volkssprachliche Lyrik des vergangenen Jahrhunderts beherrschte hatte, eine klare Absage erteilt wurde. In seinen eigenen Lyrik-Sammlungen setzte sich Opitz unter anderem thematisch intensiv mit dem Dreißigjährigen Krieg auseinander.
Mit seiner Regelpoetik erbrachte Optiz den Nachweis, dass auch die deutsche Sprache zu regelhafter Dichtung fähig war. Dies führte zu einer Rehabilitation volkssprachlicher Dichtung und setzte deren Vorherrschaft gegenüber der lateinischen Dichtung durch. Besonderen Wert legte er darauf, dass Dichtung nach wie vor gelehrte Dichtung blieb. Indem Optiz die Dichtung auf die Gelehrsamkeit verpflichtete, fand er ein Exklusivitätskriterium, dem nur die humanistisch ausgebildeten Dichter gerecht werden konnten. Seine Poetik war somit nicht nur eine Anweisung zum schriftstellerischen Handeln, sondern zugleich auch der Versuch, dem Schriftsteller eine neue soziale Rolle zuzuweisen.
Opitz hatte in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Nachfolger, die ähnlich wie er, wenn auch in der Regel deutlich ausführlicher, Anweisungen für das gelehrte Dichten gaben. Herausragend war dabei Georg Philipp Harsdörffer mit seinem Poetischen Trichter aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Diese Poetiken konnten als Fortsetzung der staatlichen Ordnungspolitik verstanden werden, zugleich suchten sie jedoch den Anschluss an europäische Traditionen.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 25-27, 29.

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