Metrisches Schema

Metrisches Schema: Höchste Stufe der metrischen Abstraktion.
Verstexte beruhen auf bestimmten, unterschiedlich komplexen und strengen rhythmischen Ordnungsprinzipien, d.h. auf dem Prinzip der voraussagbaren Wiederkehr bestimmter sprachlicher Konstituenten. Die Vielfalt solcher rhythmischer Ordnungen ist prinzipiell unbegrenzt. Sinnvollerweise kann der Begriff des metrischen Schemas nur im Bereich der
gebundenen Verse
Gebundene vs. ungebundene Verse
primäre interne Differenzierung des Gegenstandsbereichs der Versifikation nach dem Umfang der rhythmischen Regelmäßigkeit.
angewendet werden. Hier gibt es in jeder Literatur zu einem gegebenen Zeitpunkt einen bestimmten Vorrat kanonisierter Formen, die sich abstrakt beschreiben lassen. Diese Ordnungsprinzipien laufen unter verschiedenen Bezeichnungen: Metrum, Versmaß, metrisches Schema, metrisches Gerüst. Dabei macht der Begriff „Schema" deutlich, dass es sich um Formen handelt, deren Kenntnis durch das Erlernen von Regeln und/oder durch ihren nicht-reflektierten Gebrauch erworben wird und die beim Leser/Hörer von Gedichten als bekannt vorausgesetzt werden können. Der Begriff „Gerüst" steht eher für die Produzentenperspektive, unter der das metrische Schema als Konstruktionshilfe bzw. Rohstruktur für den eigentlichen Gegenstand, das individuelle Gedicht, dient.
Das metrische Schema wird in manchen Fällen mitgeliefert: implizit z.B. durch die Gattungsangabe im Titel des Einzeltextes oder der Sammlung (z.B. „Sonett"), explizit durch den Abdruck des metrischen Schemas, wie hier bei Klopstocks Ode An Sie:

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metrisches Schema
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