Direkte Rede

Direkte Rede (oratio recta): Erzählerische Redewiedergabe in der 1. bzw. 2. Person Präsens Indikativ (als Basistempus), ohne Innensicht und kommentierende Einmischung, in vollständiger oder bei Bedarf beliebig unvollständiger Syntax. Eingeleitet mit einem verbum dicendi.
Textbeispiel:
„Wenn ich gleich selbst“, fuhr sie fort, „manchmal gern ins Theater gehe, so möchte ich es doch oft verwünschen, da meine häusliche Ruhe durch deine unmäßige Leidenschaft zu diesem Vergnügen gestört wird.“
Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (2. Kapitel)
Erläuterung:
Die direkte Rede ist hier schon auf den ersten Blick an den Anführungszeichen zu erkennen. Die eigentlichen Kriterien sind aber die vollständige Wiedergabe der Worte der Figur und „fuhr sie fort“ als Verb des Sagens.
Fragestellung:
Mit diesen Worten beginnt Thomas Bernhards Roman Alte Meister. Offensichtlich gibt hier ein Erzähler wieder, was die Figur Atzbacher geschrieben hat. Bleibt die Frage, ob hier
Textbeispiel:
Erst für halb zwölf mit Reger im Kunsthistorischen Museum verabredet, war ich schon um halb elf Uhr dort, um ihn, wie ich mir schon längere Zeit vorgenommen hatte, einmal von einem möglichst idealen Winkel aus ungestört beobachten zu können, schreibt Atzbacher.
Thomas Bernhard: Alte Meister (Beginn)
Die beiden Worte „schreibt Atzbacher“ weisen darauf hin, dass hier Atzbachers Erzählung zitiert wird. Was und wie Atzbacher erzählt, wird aber in jeder Hinsicht beibehalten. Hier liegt also minimal markierte direkte Figurenrede vor, somit ein
dramatischer Modus
Zitierte Rede
Dieser Modus liegt vor, wenn die Worte einer Figur ohne (wesentliche) Eingriffe durch den Erzähler wiedergegeben werden.
zur Erzählung von Worten. Da im Romantext insgesamt dieser ‚zitierte’ Text Atzbachers gegenüber den Worten des Erzählers absolut dominiert, erscheint dieser Text aber über weite Strecken als Ich-Erzählung Atzbachers.
Atzbacher selbst erzählt hier natürlich auch von seinen Überlegungen, sein Treffen mit Reger betreffend, das die Textpassage abschließende „schreibt Atzbacher“ weist aber deutlich darauf hin, dass hier Atzbachers Erzählung wörtlich zitiert wird. Insofern liegt hier minimal markierte direkte Figurenrede vor, somit ein
dramatischer Modus
Zitierte Rede
Dieser Modus liegt vor, wenn die Worte einer Figur ohne (wesentliche) Eingriffe durch den Erzähler wiedergegeben werden.
zur Erzählung von Worten.
Sicherlich ist der Erzähler mit den Worten „schreibt Atzbacher“ noch präsent. Was Atzbacher hier erzählt, wird aber direkt, ohne Veränderung von Syntax oder Wortlaut wiedergegeben, sodass man nicht von
indirekter Rede
Indirekte Rede (oratio obliqua)
Erzählerische Redewiedergabe in der 3. Person Präsens Konjunktiv (bei Ich-Erzählung: in der 1. Person für das erlebende Ich), ohne Innensicht, mit der Möglichkeit kommentierender Einmischung, in vollständiger Syntax ohne Anführungs-, Ausrufe- und Fragezeichen.Der Inhalt der Figurenrede bzw. der Gedanken bleibt zwar erhalten, nicht jedoch ihr Wortlaut, da das Gesagte einem anderen Sprecher, dem Erzähler, als Inhalt eines „dass“-Satzes im Konjunktiv zugeordnet wird.
sprechen kann. Hier liegt offensichtlich minimal markierte direkte Figurenrede vor, somit ein
dramatischer Modus
Zitierte Rede
Dieser Modus liegt vor, wenn die Worte einer Figur ohne (wesentliche) Eingriffe durch den Erzähler wiedergegeben werden.
zur Erzählung von Worten.

|
Direkte Rede
|
|