Johannes von Tepl

In Johannes von Tepls Werk Der Ackermann aus Böhmen (circa 1400) lassen sich bereits frühe Züge eines neuzeitlichen Selbstverständnisses erkennen. In dem Text, der eine literarische Reaktion auf den frühen Tod der Ehefrau des Verfassers darstellte, führt der »Ackermann«, also der Schreiber, ein Streitgespräch mit dem »Tod«. Dabei wird dem Menschen und der Welt eine eigene Würde zugesprochen, die der Tod nicht anfechten kann. Es handelt sich hierbei um einen Versuch, den traditionellen Gedanken einer göttlichen Ordnung mit der neuen Idee einer individualistisch begründeten Würde des Menschen zu versöhnen. Letzendlich bleibt die Frage nach dem Welt- und Menschenbild im Ackermann jedoch unentschieden, da Gott sowohl dem dem Tod als auch dem Ackermann Recht gibt.
Der Text greift viele Muster aus der antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ideen- und Rhetorikgeschichte auf, setzt sich dabei aber auch mit den Leitthemen der europäischen Mentalitätsgeschichte auseinander, also mit dem Tod, der Trauer, der Ehre und der Würde des Menschen. Zudem entstand das Werk unter dem Einfluss des italienischen Renaissance-Humanismus, was sich im Text anhand der ersten Andeutungen eines neuen Menschenbilds und der neuen Dichtungsauffassung der italienischen Renaissance widerspiegelt. Und nicht zuletzt ist darin auch die Vorstellung des Dichters Francesco Petrarca ausgeprägt, laut der die Dichtung ihre eigene Wahrheit hat, die sich in einer eigenen Form ausdrückt.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 2ff.

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