ars – ingenium

lat. ars: Kunstfertigkeit – lat. ingenium: Begabung, Anlage, ‚Genie’
Eine Variante der rhetorischen Dichotomie von
ars – natura
ars - natura
Ein (quasi) natürlicher (Normal-)Zustand steht einer künstlichen, bewusst gemachten und mit Zwecken behafteten Abweichung von der Norm gegenüber
stellt die produktionsästhetische Opposition von ars und ingenium dar, die in der Antike ihren Ursprung hat und bis weit in die Neuzeit hinein Gültigkeit beanspruchte.
Es geht darum, welche Fähigkeiten einen Dichter (oder allgemein: einen Künstler) ausmachen – und für gewöhnlich lautet die vermittelnde Antwort (bis heute): Er braucht Begabung und Schulung, Talent und Know-How, Genie und Regelkenntnis, (göttliche) Inspiration und fundierte Literaturkenntnisse. Nur selten schlägt sich vor dem ausgehenden 18. Jahrhundert ein Poetologe ganz auf nur eine Seite dieser Opposition.
Seit dem Sturm und Drang gab es jedoch immer wieder Strömungen, die das ingenium des Dichters, sein Genie und dessen natürliche Kraft gegenüber der Kenntnis von Regeln, Texten und Verfahren öffentlich bevorzugten.
Eine schöne Illustration dieser Dichotomie stellt die angelsächsische Tradition der ‚creative writing’-Kurse dar, in der die in Kursen vermittelbaren Techniken des Schreibens (ars) mit kreativen Momenten (ingenium) verbunden werden.

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ars - ingenium
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