Transformation der genera dicendi
Im Rahmen der Übernahme von Vorgaben aus der klassischen Rhetorik in den Bereich der
Poetik (im Sinne regelgeleiteter Herstellung von Poesie) wird auch die Lehre von den
drei
genera dicendi
genera dicendi
Stilniveau-Typologie der traditionellen Rhetorik
für die Dichtung bedeutsam, insbesondere dann, wenn sie sich mit der Lehre vom
aptum
aptum
Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten
aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
verbindet.
Die bekannteste Auswirkung dieser Übernahme dürfte wohl die Ständeklausel der frühneuzeitlichen
Dramatik sein, die für Tragödien hohes, fürstliches Personal, entsprechend starke
Leidenschaften samt einer großen ‚Fallhöhe’ und eine pathetische Sprache fordert.
Für die ‚niederen’ dramatischen Gattungen wie das volkstümliche Schauspiel oder den
Schwank, für das christliche Legendenspiel usw., aber auch für die Komödie bleiben
hingegen die niedrigen Stilniveaus mit dem entsprechenden Personal und seinen Leidenschaften
reserviert.
Doch nicht nur die dramatische Literatur wird nach diesem Muster unterteilt, die Tendenz
besteht bis weit ins 18. Jahrhundert hinein, Literatur nach der Trias von Stilebene,
Personal/Gegenständen und Leidenschaften zu klassifizieren bzw. schon zu produzieren.
© Uwe Spörl / Letzte inhaltliche Änderung am: 09.04.2007
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Transformation der genera dicendi
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