aptum

aptum: Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
Das aptum oder decorum stellt das grundlegende regulative Prinzip der Rhetorik dar. Sie besagt, dass der Autor oder Redner verschiedene Elemente, Aspekte, Teile usw., die für die Rede bzw. den Text und seine Äußerungssituation bedeutsam sind, möglichst so aufeinander abstimmen solle, dass sie ein in sich geschlossenes und (gerade deshalb) wirkungsträchtiges Ganzes ergeben. Verletzungen des aptum sind somit zwar möglich, aber wiederum nur mit Blick auf eine entsprechende Wirkung – also in Übereinstimmung mit einem modifizierten aptum.
Dieses grundlegende Prinzip ist eine Art Norm, die natürlich seitens des Textproduzenten ein entsprechendes Urteilsvermögen (lat.: iudicium) voraussetzt und kaum in feste Textproduktionsregeln zu überführen ist.
Man unterscheidet üblicherweise das äußere und das innere aptum, obwohl sie in den meisten Fällen nicht unabhängig voneinander sind:
Das innere aptum betrifft alle direkt mit dem Text und seiner Produktion zusammenhängenden Bestandteile, die aufeinander ‚abgestimmt’ werden bzw. am Redegegenstand ausgerichtet werden sollen. Hier sind vor allem zu nennen:
Das äußere aptum betrifft im Unterschied dazu immer das Verhältnis der Rede bzw. des Textes zu den Konstituenten seiner Äußerungssituation bzw. der außersprachlichen Gegebenheit. Es hat darüber hinaus eine ‚konventionelle moralische’ Dimension, d.h. durch Konventionen sind Dinge festgelegt, die man einfach nicht tut, auch nicht mit Texten. Die zu beachtenden Konstituenten sind in erster Linie:
(Vgl.
genera dicendi
genera dicendi
Stilniveau-Typologie der traditionellen Rhetorik
sowie Transformation der genera dicendi)
Fragestellung:
In welchem der folgenden Szenarien hält sich der jeweilige Redner an das rhetorische Prinzip des
aptum
aptum
Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
?
(Auch wenn es natürlich sein kann, dass Bücherl vorrangig und nicht unbedingt angenehm auffallen will.) Hier liegt ein Verstoß gegen das äußere
aptum
aptum
Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
vor, da Bücherl davon ausgehen muss, von weiten Teilen seines Publikums nicht verstanden zu werden.
(Auch wenn es für dieses ‚Übersetzungsproblem’ der Ethnologie keine wirkliche Lösung gibt.) Hier liegt ein Verstoß gegen das äußere
aptum
aptum
Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
vor, denn wenn man als Akademiker mit einem ‚Publikum’, von dem man annehmen muss, dass es keine ausreichende Schulbildung hat, kommunizieren möchte, muss man sein Vokabular und seine Syntax dem ‚Horizont’ dieses Publikums anpassen.
Wenn man vor einem Publikum eine laudatio zu halten hat, sollte und wird man die Erwartungen des Publikums, dass diese Person in dieser Rede gelobt wird, auch erfüllen. Dies entspricht dem äußeren
aptum
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Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
. Ob Affolters Lobrede auch dem inneren
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Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
entspricht, ist allerdings eine andere Frage.

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