Änderungsoperationen

Änderungsoperationen: Arten von Veränderungen, die nach rhetorischer Auffassung an (sprachlichen, kommunikativen) Normalformen vorgenommen werden können
Die rhetorischen Änderungsoperationen sind allgemein auf das Norm-Abweichungsmodell, wie es die rhetorische Gegenüberstellung von
ars – natura
ars - natura
Ein (quasi) natürlicher (Normal-)Zustand steht einer künstlichen, bewusst gemachten und mit Zwecken behafteten Abweichung von der Norm gegenüber
vorsieht, bezogen. Sie sind insbesondere zu beziehen auf die Gestaltung der Textoberfläche in der dritten Textproduktionsphase, der
elocutio
elocutio
drittes Produktionsstadium der Rhetorik: Umsetzung des strukturierten Redestoffes in sprachlichen Ausdruck bzw. Text
, wo aus den Änderungsoperationen die rhetorischen Mittel wie Figuren und Tropen (ornatus) hervorgehen.
Es gibt vier verschiedene Möglichkeiten, von einer vorgegebenen oder unterstellten Normalform, etwa und insbesondere dem herkömmlichen Sprachgebrauch, abzuweichen, also vier rhetorische Änderungsoperationen:
  1. adiectio (Zusatz): Ergänzung eines oder mehrerer Elemente,
  2. detractio (Wegfall): Entfernung eines oder mehrerer Elemente,
  3. transmutatio (Umstellung): Vertauschung eines oder mehrerer vorhandener Elemente in ihrer Reihenfolge sowie
  4. immutatio (Austausch, Substitution): Austausch eines oder mehrerer Elemente durch andere Elemente
Im Bereich der Textoberflächengestaltung können diese vier Änderungsoperationen unterschiedlichen Aspekten des Textes zugeordnet werden:
Die Operationen 1, 2 und 3 betreffen die syntagmatische oder horizontale Ebene des Textes, da hier ein gegebener Text in Normalform (etwa „a b c“) nur in der Horizontalen modifiziert wird, als „a b c d“ (Zusatz), „a c“ (Wegfall) oder „c b a“ (Umstellung). Auf dieser horizontalen Ebene des Textes sind die rhetorischen Figuren (
Figurenlehre
(rhetorische) Figur
Abweichung von der sprachlichen Normalform auf der syntagmatischen Ebene
) angesiedelt und beschreibbar.
Die vierte Operation betrifft im Gegensatz dazu die paradigmatische oder vertikale Ebene des Textes, da hier ein gegebener Text in Normalform (wieder „a b c“) in der Vertikalen modifiziert wird: „a e c“. Hier wird also die Semantik des ursprünglich Gegebenen verändert, so dass hier zwischen dem eigentlich Gemeinten („a b c“) und dem uneigentlich Gesagten („a e c“) zu unterscheiden ist. Auf dieser vertikalen/semantischen Ebene des Textes sind die rhetorischen Tropen (
uneigentliches Sprechen
(rhetorische) Trope
Abweichung von der sprachlichen Normalform auf der paradigmatischen/semantischen Ebene
) angesiedelt und beschreibbar.

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