uneigentliches Sprechen (Tropen)
trópos – griech.: Wendung
(rhetorische) Trope: Abweichung von der sprachlichen Normalform auf der paradigmatischen/semantischen Ebene
Die Lehre von den rhetorischen Tropen ist – wie die von den Figuren (
Figurenlehre
(rhetorische) Figur
Abweichung von der sprachlichen Normalform auf der syntagmatischen Ebene
) – im Bereich der
elocutio
elocutio
drittes Produktionsstadium der Rhetorik: Umsetzung des strukturierten
Redestoffes in sprachlichen Ausdruck bzw. Text
angesiedelt und dient vor allem der Schönheit und/oder Effektivität der sprachlichen
Äußerung. Sie wird somit auch als Schmuck der Rede (
ornatus) bezeichnet.
Die Lehre von den Tropen ist – neben der Figurenlehre – zudem der zentrale Bereich
der antiken Rhetorik, der bis heute in der literaturwissenschaftlichen Textanalyse
genutzt wird.
Im Gegensatz zu den rhetorischen Figuren sind die Tropen jedoch nicht auf der syntagmatischen,
sondern auf der semantischen Ebene verortet. Sie betreffen also die Bedeutung des
jeweils Gesagten. Vereinfacht lässt sich sagen, dass bei Tropen ein eigentlicher bzw.
‚eigentlich gemeinter’ Ausdruck „x“ durch einen uneigentlichen bzw. ‚uneigentlich
gesagten’ Ausdruck „y“ ersetzt wird. Die Abweichung von der sprachlichen Norm geschieht
somit durch Austausch (vgl.
Änderungsoperationen
Änderungsoperationen
Arten von Veränderungen, die nach rhetorischer Auffassung an (sprachlichen,
kommunikativen) Normalformen vorgenommen werden können
).
Um eine Trope als solche zu erkennen, müssen in aller Regel der Ko- und Kontext der
betreffenden Äußerung herangezogen werden. Denn nur so kann überhaupt ein Bewusstsein
dafür aufkommen, dass etwas Anderes (uneigentlich) gesagt als (eigentlich) gemeint
wird. Daran schließt sich die Frage des Lesers, Hörers oder Interpreten an, was denn
eigentlich gemeint sei, die in der Regel allerdings relativ eindeutig zu beantworten
ist.
Hier werden die wichtigsten Tropen vorgestellt. Dies sind:
-
Hyperbel
Hyperbel
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen diesen steigernden oder übersteigenden
-
Ironie
Ironie
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch dessen Gegenteil oder Negation
-
Litotes
Litotes
Trope: Ersetzung eines Ausdrucks durch Verneinung des Gegenteils zur Bekräftigung
des Gemeinten
-
Metonymie
Metonymie
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen Ausdruck, der mit ihm in einer
sachlichen Beziehung steht
-
Synekdoche
Synekdoche
Trope: Ersetzung eines Ausdrucks durch einen semantisch engeren oder weiteren Ausdruck
-
Metapher
Metapher
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen anderen Ausdruck, der mit
ihm in einer Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehung steht
Zudem werden hier unter der Rubrik
bildliche Redeweisen verschiedene Darstellungsverfahren vorgestellt, die mit der wichtigsten Trope, der
Metapher, verwandt oder aus ihr entwickelt worden sind.
Hinzu kommen mit
Katachrese
Katachrese
konventionalisierte bzw. lexikalisierte Metapher Kombination zweier Tropen bzw. Metaphern,
die sich ausschließen: ‚Bildbruch’
und
Archaismus/Neologismus
Archaismus/Neologismus
tropenähnliche Ersetzung eines (ggf. nicht verfügbaren) eigentlichen Ausdrucks durch
einen altertümlichen (Archaismus) bzw. durch einen neuartigen/neu erfundenen (Neologismus)
Begriffe, die eng mit den regulären Tropen der Rhetorik verwandt sind.
© Uwe Spörl / Letzte inhaltliche Änderung am: 08.04.2007
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uneigentliches Sprechen (Tropen)
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