Litotes

griech.: Einfachheit, Schlichtheit
Litotes: Trope: Ersetzung eines Ausdrucks durch Verneinung des Gegenteils zur Bekräftigung des Gemeinten
Durch die Darstellung eines Sachverhalts mittels doppelter Negation wird bei der Litotes absichtlich eine Untertreibung (understatement) herbeigeführt. Doch obwohl das eigentlich Gemeinte (prima facie) abgemildert wird, schränkt eine solche Abschwächung die Aussage inhaltlich nicht ein, sondern führt zu einer indirekten und somit weniger angreifbaren Betonung des Gesagten.
Oft hat die Litotes eine ironisierende Wirkung und kann es dem Sprecher ermöglichen, eine überlegene Haltung einzunehmen oder mit einer verschleiernden Formulierung eine direkte Stellungnahme zu umgehen. Eng verwandt mit der
Ironie
Ironie
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch dessen Gegenteil oder Negation
, unterscheidet sich die Litotes aber insofern von ihr, als bei der Ironie die eigentliche Aussage durch ihr Gegenteil ersetzt wird, während die Litotes über ein bloßes Gegensatzverhältnis hinausgeht.
Ähnlich wie bei der
Hyperbel
Hyperbel
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen diesen steigernden oder übersteigenden
, die in gewisser Weise das Gegenstück zur Litotes bildet, sind viele litotische Formulierungen in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen (etwa wenn eine allseits bekannte Person als „nicht unbekannt“ oder eine große Angelegenheit als „keine Kleinigkeit“ bezeichnet wird, vgl.
Katachrese
Katachrese
konventionalisierte bzw. lexikalisierte Metapher Kombination zweier Tropen bzw. Metaphern, die sich ausschließen: ‚Bildbruch’
).
Textbeispiel:
Hektor auch sah er im Felde, den liegenden; und die GenossenSaßen umher; noch beklemmt, aufatmet’ er, schwindelnd in Ohnmacht,Und spie Blut; denn ihn traf kein schwächerer Mann der Achaier[nämlich Aias, der Hektor zuvor schwer verletzt hatte].
Homer: Ilias, XV
Erläuterung:
In dieser Passage aus Homers Ilias überschaut Zeus das Feld, auf dem eben noch eine der erbitterten Schlachten zwischen den Griechen (Achaiern) und Troern (mit ihrem Heerführer Hektor) getobt hat. Offensichtlich war Aias, der Grieche, Hektor in diesem Kampf überlegen, diesen Befund mildert der Erzähler aber durch eine litotische Formulierung erkennbar ab, ohne ihn freilich anzuzweifeln.
Offensichtlich der Bekräftigung des „heimlichen Schauers“ dient hingegen die folgende Litotes:
Textbeispiel:
Da gesellten sich, nicht gar fern von der Stadt, noch drei andere Reiter zu ihm [Florio, dem jugendlichen Helden]. Nicht ohne heimlichen Schauer erkannte er in dem einen den Sänger Fortunato.
Homer: Ilias, XV

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