Anstatt die simple Frage „Worauf warten Sie hier?“ zu stellen, kann man zum Beispiel
auch fragen „Zu welchem Behufe antichambrieren Sie hier?“ Man setzt also zwei Ausdrücke
ein, die in der Umgangssprache völlig unüblich sind, deren Verwendung wohl irritieren,
auf jeden Fall aber Aufmerksamkeit erregen dürften – und die wohl auch nicht jedermann
versteht. „Behuf“ statt „Zweck“ ist dabei klar ein Archaismus, da dieses deutsche
Wort früher durchaus üblich war. „Antichambrieren“ (vom franz. antichambre: Vorzimmer)
war in bestimmten Milieus früher sicherlich ebenfalls üblich, es bleibt aber auch
als Fremd- oder Lehnwort erkennbar, so dass hier ein Archaismus oder die (damit natürlich
verwandte) Benutzung eines unüblichen, weil fremdsprachigen Ausdrucks vorliegt.
Neologismen werden oft durch neue Wort-Kombinationen gebildet, etwa die „Politesse“
aus „Polizist“ und „Hostess“, oder die „eierlegende Wollmilchsau“, die – wohl als
Metapher
Metapher
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen anderen Ausdruck, der mit
ihm in einer Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehung steht
– für Menschen steht, die alles können (müssen). Nur selten kommt es zu Wortneuschöpfungen
wie etwa Pippi Langstrumpfs „Spunk“ – zu dem sich bezeichnender Weise kein Gegenstand
finden will.
Verwandt mit Archaismus und Neologismus sind natürlich auch die Verwendung von Dialekt,
von Fremdwörtern usw. – wobei manchmal der deutsche Ausdruck ungewöhnlicher ist als
ein (eingebürgertes) Fremdwort: So nennt Jean Paul zum Beispiel seine Autobiographie
überraschend „Selberlebensbeschreibung“.
Dies zeigt noch einmal: Archaismen und Neologismen bezeichnen genau das, was die Ausdrücke,
die sie ersetzen, auch bezeichnen. Sie sind also weitestgehend synonym. Und sie weichen
– beabsichtigt oder wohl auch oft ohne Absicht – vom
aptum
aptum
Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten
aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
des üblichen Sprachgebrauchs ab.