Hyperbel: Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen diesen steigernden oder übersteigenden
Die Hyperbel sagt mehr als gemeint, wahr oder glaubhaft ist, sie übertreibt also und
ist somit ein zentrales Verfahren der rhetorischen Steigerung.
Durch die Formulierung überhöht sie natürlich auch den bezeichneten Gegenstand oder
Sachverhalt, dem der hyperbolische Ausdruck demzufolge angemessen sein muss. Die Hyperbel
dient somit insbesondere der pathetischen Affekterregung und erhöht die Prägnanz des
geäußerten Gedankens.
Häufig ist die Hyperbel mit rhetorischen Figuren oder anderen Tropen – insbesondere
Vergleichen
Vergleich
Wort-/Gedankenfigur: nähere Bestimmung eines Gegenstandes durch einen ihm ähnlichen
Gegenstand
usw. – verknüpft, die die Steigerungsabsicht der Hyperbel unterstützen.
Viele hyperbolische Formulierungen (etwa „todmüde“) sind Kraft ihrer Prägnanz in den
allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen, haben aber so ihre überraschende oder affektive
Kraft verloren (vgl.
Katachrese
Katachrese
konventionalisierte bzw. lexikalisierte Metapher Kombination zweier Tropen bzw. Metaphern,
die sich ausschließen: ‚Bildbruch’
Viele Hyperbeln werden erst dann besonders interessant oder als solche wahrgenommen,
wenn sie in Verbindung mit anderen Tropen oder mit Vergleichen auftreten. Das gilt
für Hyperbeln der Umgangssprache (etwa das metaphorisch-hyperbolische „Herz aus Stein“)
ebenso wie für Hyperbeln in poetischen und literarischen Texten, etwa für die folgenden:
Textbeispiel:
Der Erzähler jener Neuigkeit war ein Schneidergesell, ein niedlicher, kleiner junger
Mensch, so dünn, daß die Sterne durchschimmern konnten, wie durch Ossians Nebelgeister.
Heinrich Heine: Die Harzreise
Textbeispiel:
Ich sitz in tausend Schmertzen;
Vnd tausend fürcht ich noch.
Andreas Gryphius: Thränen in schwerer Kranckheit
Textbeispiel:
Dort sitzt ein Hund, der hat ein Paar Augen, so groß wie Mühlräder.
Hans Christian Andersen: Das Feuerzeug
Textbeispiel:
Es ist leichter für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen,
in das Königreich Gottes einzugehen.