Metonymie (mit Antonomasie)

Metonymie – griech. etwa: Namensänderung
Metonymie: Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen Ausdruck, der mit ihm in einer sachlichen Beziehung steht
Bei der Metonymie steht – im Gegensatz vor allem zur
Metapher
Metapher
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen anderen Ausdruck, der mit ihm in einer Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehung steht
) – das (eigentlich) Gemeinte mit dem (uneigentlich) Gesagten in einer sachlichen (z. B. räumlichen, zeitlichen, kausalen) oder „Kontiguitäts“-Beziehung.
Die häufigsten Kontiguitätsbeziehungen oder Substititionstypen der Metonymie sind
sowie vergleichbare Relationen.
Eine ähnliche Kontiguitätsbeziehung ist die Relation von Teil und Ganzem; diese wird in der Rhetorik aber traditioneller Weise eher der
Synekdoche
Synekdoche
Trope: Ersetzung eines Ausdrucks durch einen semantisch engeren oder weiteren Ausdruck
zugeordnet.
Viele Metonymien oder Metonymie-Muster sind durch ihren katachretischen Gebrauch bereits in die Umgangssprache eingegangen, ohne dass dies den Sprechern immer bewusst ist (vgl.
Katachrese
Katachrese
konventionalisierte bzw. lexikalisierte Metapher Kombination zweier Tropen bzw. Metaphern, die sich ausschließen: ‚Bildbruch’
).
Metonymien können aber natürlich auch bewusst und intentional verwendet werden, etwa um einen Text – und besonders seine Benennungen – variabel zu gestalten.
Die Metonymie weist zudem eine enge Verwandtschaft mit einer anderen Trope auf, der Antonomasie (griech.: Namensersetzung), genauer: mit ihrer einen, ursprünglichen Variante. In dieser wird ein Eigenname durch eine (zumindest im Kontext) den Namensträger identifizierende Kennzeichnung ersetzt, die wiederum in aller Regel in einer Kontiguitätsbeziehung zum eigentlich Gemeinten steht (z. B. Berlin als „Hauptstadt“, Antigone als „Tochter des Ödipus“). Die zweite (erst in der Neuzeit dieser Trope zugeordnete) Variante der Antonomasie geht hingegen umgekehrt vor und ersetzt die eigentlich gemeinte charakteristische Eigenschaft, Funktion oder Sache durch einen ihrer allgemein bekannten Repräsentanten (z. B. „Du Judas“, statt „Du Verräter“). Sie ist insofern eher mit der
Synekdoche
Synekdoche
Trope: Ersetzung eines Ausdrucks durch einen semantisch engeren oder weiteren Ausdruck
verwandt.
Erläuterung:
Auf einer Metonymie beruht das folgende Epigramm Lessings, denn hier wird das eigentlich gemeinte Loben eines Autors mit dem uneigentlich gemeinten, metonymischen Lesen eines Autors – zugunsten des Letzteren – verglichen:
Textbeispiel:
Die Sinngedichte an den Leser, 1
Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen? – Nein.
Wir wollen weniger erhoben,
Und fleißiger gelesen sein.
Gotthold Ephraim Lessing: Sinngedichte
Erläuterung:
Durch die Formulierung „einen Klopstock“ wird auch klar, dass dieser um 1770 sicherlich anerkannteste deutsche Dichter, hier nicht ausschließlich gemeint ist, sondern mit ihm alle diejenigen Poeten, die zwar gelobt, aber nicht gelesen werden – und zu denen Lessing keinesfalls gehören möchte. Dies entspricht der zweiten Variante der Antonomasie.
Ähnliches ist wohl auch im folgenden Textauszug der Fall, wo ein Freund über den anderen denkt:
Textbeispiel:
„Sei herrlich, sei göttlich, sei ein Sokrates, bloß um dem Geiste, dessen Abgesandter du bist, Ehre zu machen.“
Jean Paul: Siebenkäs
Erläuterung:
Viele Beispiele für die erste Variante der Antonomasie liefern nicht nur zeitgenössische Zeitungstexte, sondern auch die homerischen Epen. Diese verwenden gerne so genannte epitheta ornantia, schmückende Beiworte, die die Namen der bezeichneten Figuren ergänzen – und eben auch ersetzen können. Im folgenden Textauszug ist beides der Fall – Zeus wird umschrieben, Hera um ein Epitheton ergänzt:
Textbeispiel:
Auch der olympische Herr der Blitze begab sich zum Lager,
wo er schon immer ruhte, ergriff ihn köstlicher Schlummer.
Auf ihm schlief er, daneben die goldenthronende Hera.
Homer: Ilias, I

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Metonymie (mit Antonomasie)
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