dispositio

lat.: Anordnung
dispositio: zweites Produktionsstadium der Rhetorik: Auswahl, Gewichtung, Anordnung und Gliederung des in der inventio ‚gefundenen’ Stoffes
Auch diese zweite Phase der Rede- und Textproduktion bezieht sich noch nicht auf das Hervorbringen von Text im eigentlichen Sinne. Zuvor muss der Stoff, der in der
inventio
inventio
erstes Produktionsstadium der Rhetorik: Finden der Gedanken und Möglichkeiten, die sich aus einem Thema bzw. aus einer Fragestellung entwickeln lassen
zu einem bestimmten Thema und in einem bestimmten Zweckzusammenhang gefunden wurde, dem entsprechend aufbereitet und angeordnet werden.
Dies betrifft insbesondere die Teile der Rede, es betrifft aber natürlich auch verschiedene andere Aspekte der Auswahl, Gliederung und Anordnung des Stoffes.
Zwei große Typen von Ordnungsprinzipien haben sich dabei als besonders geeignet herauskristallisiert: zweigliedrige Anordnungen, die vor allem die Gegenüberstellung von Gegensätzen erlauben, und dreigliedrige Anordnungen (etwa Anfang – Mitte – Schluss oder These – Antithese – Synthese), die eher auf Vollständigkeit abzielen.
Die dispositio ist im Gegensatz zu anderen Produktionsstadien nur schwach von festen Regeln bestimmt. Grundsätzlich zu unterscheiden sind aber – im Sinne von
ars – natura
ars - natura
Ein (quasi) natürlicher (Normal-)Zustand steht einer künstlichen, bewusst gemachten und mit Zwecken behafteten Abweichung von der Norm gegenüber
eine (unterstellte) ‚ordo naturalis’ (natürliche, vorgefundene Anordnung) und eine ‚ordo artificialis’ (im Hinblick auf einen Zweck davon abweichende, gemachte Anordnung). So entspricht etwa das Erzählen einer Geschichte in ihrem chronologischen Verlauf der ‚natürlichen Ordnung’, jede Umstellung (etwa als nachgeholte Vorgeschichte) der ‚künstlich gemachten’.

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