Metrische Notation

Metrische Notation: Konventionalisierte Form der schriftlichen Fixierung von Metrum und Rhythmus eines Textes.
In der wissenschaftlichen Literatur zur Versanalyse konkurrieren verschiedene metrische Notationssysteme (vgl. Breuer 1994, S. 26-29, Küper 1988, S. 124-127, Wagenknecht 1993, S. 22-26). – In LiGo gilt die folgende Beschreibungskonvention:
Auf der Ebene des abstrakten
metrischen Schemas
Metrisches Schema
Höchste Stufe der metrischen Abstraktion.
steht ‚v’ für eine Senkung und ‚–’ für eine Hebung (Silbenprominenz). Fakultative Silben (z.B. am Versende) werden in Klammern gesetzt; alternative Realisationsmöglichkeiten (z.B. im Hexameter) erscheinen oberhalb der Grundzeile.
Auf der Ebene des
Rhythmus des konkreten Einzelverses
Rhythmus des konkreten Einzelverses
Rhythmus des konkreten Einzelverses: Jeder einzelne Text in gebundenen Versen basiert auf einem metrischen Schema. Seine konkrete rhythmische Gestalt ist damit jedoch niemals deckungsgleich: Einerseits werden häufig nicht alle im metrischen Schema vorgesehenen Wiederholungsstrukturen durch die sprachliche Realisierung des Einzelverses umgesetzt. Damit wird zunächst Monotonie (‚Klappern') vermieden; vor allem aber kann so eine Spannung zwischen Metrum und Rhythmus aufgebaut werden, mit deren Hilfe bestimmte Textteile hervorgehoben und für den Leser als wichtig markiert werden können. Andererseits können konkrete Verstexte aber auch zusätzliche, d.h. über die Vorgaben des metrischen Schemas hinausgehende Wiederholungsstrukturen aufweisen (z.B. regelmäßige Platzierung von Wortgrenzen, Alliterationen usw.).Des Weiteren ist im metrischen Schema die Qualität bzw. Intensität der Wiederholungsstrukturen immer nur pauschal geregelt – hier findet im konkreten Einzelvers notwendigerweise eine Individualisierung statt (z.B. in Bezug auf die Hebungsstärke, Pausenlänge, Reimqualität).
steht ‚x’ für eine nicht-prominente und ‚X’ für eine prominente Silbe (
Silbenprominenz
Silbenprominenz
Eine der vier Verskonstituenten. Für Verse bedeutsame Differenzierung der Silben in prominente (schwere) und nicht-prominente (leichte).
).
Zäsuren und Diäresen werden durch ' gekennzeichnet. Großbuchstaben stehen für einsilbige und Kleinbuchstaben für zweisilbige Reime.
Textbeispiel:
Ein zartes Mutter-Kind, das nie vom Haus entnommen,
Ist einem Ochsen gleich, der nie vom Stalle kommen.
Friedrich Logau:
Erläuterung:
abstraktes
metrisches Schema
Metrisches Schema
Höchste Stufe der metrischen Abstraktion.
: sechshebiger Jambus mit Diärese nach dem dritten
Versfuß
Versfuß
Aus der antiken Metrik stammende interne Gliederungseinheit des Verses, bestehend aus einer geregelten Abfolge von Hebungenund Senkungen
und Paarreim (heroischer Alexandriner)
v – v – v – ' v – v – v – (v) A/a
v – v – v – ' v – v – v – (v) A/a
konkreter Einzelvers:
x X x X x X ' x X x X x X x a
x X x X x X ' x X x X x X x a
Fragestellung:
Bestimmen Sie das abstrakte
Metrum
Metrisches Schema
Höchste Stufe der metrischen Abstraktion.
und den individuellen
Rhythmus des Einzelverses
Rhythmus des konkreten Einzelverses
Rhythmus des konkreten Einzelverses: Jeder einzelne Text in gebundenen Versen basiert auf einem metrischen Schema. Seine konkrete rhythmische Gestalt ist damit jedoch niemals deckungsgleich: Einerseits werden häufig nicht alle im metrischen Schema vorgesehenen Wiederholungsstrukturen durch die sprachliche Realisierung des Einzelverses umgesetzt. Damit wird zunächst Monotonie (‚Klappern') vermieden; vor allem aber kann so eine Spannung zwischen Metrum und Rhythmus aufgebaut werden, mit deren Hilfe bestimmte Textteile hervorgehoben und für den Leser als wichtig markiert werden können. Andererseits können konkrete Verstexte aber auch zusätzliche, d.h. über die Vorgaben des metrischen Schemas hinausgehende Wiederholungsstrukturen aufweisen (z.B. regelmäßige Platzierung von Wortgrenzen, Alliterationen usw.).Des Weiteren ist im metrischen Schema die Qualität bzw. Intensität der Wiederholungsstrukturen immer nur pauschal geregelt – hier findet im konkreten Einzelvers notwendigerweise eine Individualisierung statt (z.B. in Bezug auf die Hebungsstärke, Pausenlänge, Reimqualität).
des folgenden Gedichts. Notieren Sie beides entsprechend der hier geltenden Beschreibungskonvention.
Textbeispiel:
Weißt du worin der Spaß des Lebens liegt?
Sei lustig! – geht es nicht, so sei vergnügt.
Johann Wolfgang Goethe:
Ihre Formulierung:
abstraktes Metrum:
v – v – v – v – v – (v) A/a
v – v – v – v – v – (v) A/a
(fünfhebiger Jambus, Paarreim)
individueller Rhythmus:
X x x X x X x X x X A
x X x ' X x X x X x X A

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