Personifikation

lat.: zur Person machen
Personifikation: Darstellung von etwas Abstraktem oder Allgemeinem als Mensch bzw. Person
Die Personifikation ist ein Darstellungsverfahren, das in und durch
Metaphern
Metapher
Trope: Ersetzung des eigentlichen Ausdrucks durch einen anderen Ausdruck, der mit ihm in einer Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehung steht
oder
Allegorien
Allegorie
Darstellung eines eigentlich gemeinten Komplexes durch uneigentlich Gesagtes, das mit diesem in einer Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehung steht
realisiert werden kann, indem ein eigentlich gemeinter, abstrakter oder allgemeiner Gegenstand, Gedanke, Sachverhalt oder Begriff dadurch veranschaulicht wird, dass er nicht nur anthropomorph (also menschengestaltig), sondern als konkrete vorstellbare Person dargestellt wird. Dieses Verfahren ist allerdings nicht auf sprachliche Darstellung beschränkt, denn natürlich können – in der Regel wohl ausgehend von entsprechenden oder übertragbar in entsprechende Formulierungen – Personifikationen auch in anderen Künsten und Medien realisiert werden, etwa und insbesondere in der Bildenden Kunst (durch Bilder oder Plastiken).
Der uneigentlich darstellenden (oder ausgesagten) Person werden also Eigenschaften, Charakterzüge, Utensilien usw. zugeordnet, die – in der Regel per Konvention geregelt oder in Texten vorgeprägt (vgl.
imitatio veterum
imitatio veterum
produktionsästhetisches Grundprinzip: Orientierung der Textproduktion an vorbildhaften Mustertexten oder Textmustern (aus der Antike)
) – einzelnen Momenten oder Aspekten des eigentlich Gemeinten zugeordnet werden können, weil sie mit diesem in einem Ähnlichkeits-, Analogie- oder einem anderen tropischen Verweisungszusammenhang stehen.
Die Personifikation ist auch eines der zentralen Verfahren des Mythos, da sie aus abstrakten Eigenschaften, Zuständen und Idealen sinnlich darstellbare und konkrete Gestalten macht.
Erläuterung:
Ein Klassiker der Personifikation ist sicherlich die metaphorische Sentenz von der Revolution, die ihre Kinder frisst. Büchners Danton vergleicht sie zudem mit Saturn:
Textbeispiel:
Ich weiß wohl – die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eignen Kinder.
Georg Büchner: Dantons Tod
Erläuterung:
Ebenfalls eine personifizierende Metapher ist das mehrfach belegte
Textbeispiel:
Vater Rhein
Erläuterung:
Wie dieses Beispiel schon andeutet, lassen sich Personifikation auch zur
Allegorie
Allegorie
Darstellung eines eigentlich gemeinten Komplexes durch uneigentlich Gesagtes, das mit diesem in einer Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehung steht
erweitern. Hier zum Beispiel wird – konkret schon im Titel des Gedichts – die Großstadt im ganzen Gedicht durchgehend als Gott und damit als Person dar- und vorgestellt:
Textbeispiel:
Der Gott der Stadt
Auf einem Häuserblock sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
Die letzten Häuser in das Land verirrn.
Georg Heym: Der Gott der Stadt
Erläuterung:
Personen-Allegorien eignen sich wiederum bestens zu bildlicher Darstellung, so dass auch im Medium des Bildes oder der Skulptur von Personifikation gesprochen werden kann. Der griechische Gott des Rausches Dionysos bzw. der römische des Weins, Bacchus, werden zumeist mit Insignien der Fruchtbarkeit, Sinnlichkeit und Jugend ausgestattet, so z. B. dieser „Bacchus“ von Caravaggio:

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Personifikation
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