genus medium
lat.: mittlere Art (des Stils)
genus medium: (die mittlere) Stilebene: mittleres Stilniveau zur Erregung sanfter, ‚ethischer’ Affekte
(zur Erfreuung des Publikums)
Das genus medium (oder auch:
genus mediocre) dient vor allem der Erfreuung des Publikums (
delectare
delectare
Wirkungsprinzip der persuasio: Beeinflussung durch Erregung von Wohlwollen und Lust/Freude
), teilweise auch, um das Publikum dem Redner günstig zu stimmen (
captatio benevolentiae) und Sympathien zu sammeln. Dementsprechend verlangt es einen angenehmen, durchaus
kunstvollen, aber nicht übermäßig von der Umgangssprache abweichenden Ausdruck im
Bereich der
elocutio
elocutio
drittes Produktionsstadium der Rhetorik: Umsetzung des strukturierten
Redestoffes in sprachlichen Ausdruck bzw. Text
.
Figuren
(rhetorische) Figur
Abweichung von der sprachlichen Normalform auf der syntagmatischen Ebene
und
Tropen
(rhetorische) Trope
Abweichung von der sprachlichen Normalform auf der paradigmatischen/semantischen Ebene
können hierbei (in Maßen) als erfreulicher Redeschmuck durchaus verwendet werden.
Zu vermeiden ist ein übermäßiger rhetorischer Aufwand sowie alles Pathetische, auf
das zugunsten sanfterer Affekte (griech.:
éthos) verzichtet wird.
In klassischen Reden wird das genus medium immer dann verwendet, wenn der Redner sein
Publikum vor allem unterhalten will (z.B. in Festreden) oder wenn er sich – besonders
zu Beginn einer Ansprache – selbst als sympathisch und vor allem glaubwürdig präsentieren
möchte.
Für literarische und poetische Texte gilt Vergleichbares: Sie nutzen das genus medium
oder etwas Vergleichbares insbesondere, wenn Sie ihr Publikum anregend unterhalten
wollen.
© Uwe Spörl / Letzte inhaltliche Änderung am: 09.04.2007