Hyperkatalektisch

Hyperkatalektisch: Hyperkatalektisch: (Gr. ›über die Grenze hinausgehend‹.) Bezeichnung für Verse, deren Ende (
Kadenz
Kadenz/Versausgang
Metrisch-rhythmische Gestaltung des Versendes (Versgrenzen).
) über den letzten
Versfuß
Versfuß
Aus der antiken Metrik stammende interne Gliederungseinheit des Verses, bestehend aus einer geregelten Abfolge von Hebungenund Senkungen
hinaus durch zusätzliche
Senkungen
Senkung
Durch das metrische Schema nach Anzahl und/oder Position festgelegte nicht-prominente Silbe im Vers (Silbenprominenz). – Senkungen können im konkreten Verstext und im Vortrag ‚realisiert’, d.h. sprachlich umgesetzt werden, dies ist aber keinesfalls zwingend (Rhythmus des konkreten Einzelverses; Einzelvortrag).
bzw. nicht-prominente Silben verlängert wird.
Textbeispiel:
Der Buchenwald ist herbstlich schon gerötet,
So wie ein Kranker, der sich neigt zum Sterben,
Wenn flüchtig noch sich seine Wangen färben,
Doch Rosen sinds, wobei kein Lied mehr flötet.
Das Bächlein zieht und rieselt, kaum zu hören,
Das Tal hinab, und seine Wellen gleiten,
Wie durch das Sterbgemach die Freunde schreiten,
Den letzten Traum des Lebens nicht zu stören.
Ein trüber Wandrer findet hier Genossen,
Es ist Natur, der auch die Freuden schwanden,
Mit seiner ganzen Schwermut einverstanden,
Er ist in ihre Klagen eingeschlossen.
Nikolaus Lenau: Herbstgefühl
Erläuterung:
Die vierzeiligen blockgereimten Strophen des Gedichts bestehen aus je 5 hyperkatalektischen
Jamben
Jambus
(Griech. ›Sprung‹.) Zweisilbiger Versfuß der Form v –.
.
Hier das
metrische Schema
Metrisches Schema
Höchste Stufe der metrischen Abstraktion.
der Strophe mit eingezeichneten Versfußgrenzen; die zusätzlichen Senkungen sind hervorgehoben:
v - v - v - v - v - v a
v - v - v - v - v - v b
v - v - v - v - v - v b
v - v - v - v - v - v a

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Hyperkatalektisch
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