Parallelismus

Parallelismus: Wortfigur: symmetrische Wiederholung gleichrangiger syntaktischer Einheiten
Der Parallelismus ist eine Wortfigur, bei der syntaktisch äquivalente Einheiten (insbes. Wörter, Wortgruppen, Teilsätze, Sätze) in (beinahe) unmittelbarer Abfolge parallel nebeneinander gestellt sind, sich also strukturidentisch wiederholen: ‘A B ׀ A B’.
Das Gegenstück zum Parallelismus ist der
Chiasmus
Chiasmus
Wortfigur: symmetrische Überkreuzstellung gleichrangiger syntaktischer Einheiten
, der sich durch eine Überkreuzstellung entsprechender Einheiten auszeichnet.
Der Parallelismus verstärkt die gleichartige Strukturierung und somit die Prägnanz entsprechender Formulierungen. Er kann zudem insbesondere die Gleichartigkeit oder Analogie der parallel zum Ausdruck gebrachten Gedanken oder Sachverhalte hervorheben, er kann aber – umgekehrt – auch
Antithesen
Antithese
Gedankenfigur: Gegenüberstellung zweier sich (semantisch) widersprechender Ausdrücke
oder allgemein: Geneüberstellungen zum Ausdruck bringen, dann nämlich, wenn sich die parallel gestellten syntaktischen Einheiten semantisch gegenüberstehen.
Erläuterung:
Typische Parallelismen unterstützen durch die Parallelstellung der korrespondierenden Satzglieder oder Ausdrücke deren zum
Pleonasmus
Pleonasmus
Wortfigur: Ergänzung eines Ausdrucks ohne erkennbaren Informationsgewinn
neigende Bedeutungsähnlichkeit, etwa wenn Leicester in Schillers Maria Stuart bestürzt feststellen muss:
Textbeispiel:
Ich bin entdeckt, ich bin durchschaut.
Friedrich Schiller: Maria Stuart
Erläuterung:
Oder deren (sich oft steigernde, vgl.
Klimax
Klimax
(im engeren rhetorischen Sinn): mehrfache Wiederaufnahme eines Ausdrucks am Ende eines Satzes oder Satzteiles am Anfang des folgenden mit gradueller Steigerung im davon abgeleiteten weiteren allgemeinen Sinn): reihende und sich steigernde Anordnung (mindestens dreier) syntaktisch äquivalenter Satzglieder
) Auflistung, etwa wenn Shakespeares Brutus auf sein Verhältnis zu Caesar zurückblickt:
Textbeispiel:
As Caesar loved me, I weep for him;
as he was fortunate, I rejoice at it; as he was
valiant, I honour him: but, as he was ambitious, I
slew him.
William Shakespeare: Julius Caesar
Erläuterung:
Aber auch Gegensätze (vgl.
Antithese
Antithese
Gedankenfigur: Gegenüberstellung zweier sich (semantisch) widersprechender Ausdrücke
) können mit Hilfe von Parallelismen unterstrichen werden, wenn sich die syntaktisch korrespondierenden und parallel gestellten Ausdrücke semantisch gerade nicht entsprechen, etwa wenn derselbe Leicester seiner Königin den Vorschlag macht, Maria zu treffen:
Textbeispiel:
Sie foderts / Als eine Gunst, gewähr es ihr als Strafe!
Friedrich Schiller: Maria Stuart
Erläuterung:
Wenn sich schließlich die Korrespondenz der einander gegenübergestellten Texteinheiten gar nicht auf deren syntaktische Funktion (A B ׀ A B), sondern nur auf ihre Bedeutung (C D ׀ D C) bezieht, liegt im engeren Sinne natürlich weiterhin ein Parallelismus vor, der gleichwohl wie ein
Chiasmus
Chiasmus
Wortfigur: symmetrische Überkreuzstellung gleichrangiger syntaktischer Einheiten
aussieht und wohl auch als solcher betrachtet werden kann. Derlei ist etwa im folgenden Beispiel wieder aus Schillers Maria Stuart der Fall, in dem der Sprecher, Burleigh, die Auseinandersetzung zwischen Maria und Elisabeth dieser gegenüber als eine auf Leben und Tod bezeichnet:
Textbeispiel:
Ihr Leben ist dein Tod! Ihr Tod [ist] dein Leben!
Friedrich Schiller: Maria Stuart

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