In einer Festrede zum Beispiel ist es sicherlich angemessen (vgl.
aptum
aptum
Norm der Rhetorik: wirkungsorientierte Abstimmung von Elementen oder Momenten
aus unterschiedlichen Bereichen des Textes bzw. der Textproduktion
), peinliche Versehen des zu Lobenden zu verschweigen. Interessanter für alle Beteiligten
wird eine solche Rede freilich, wenn der Lobredner die Affäre, die der Gelobte mit
seiner, des Redners Frau hatte, zwar nicht eigens thematisiert (und so die Form wahrt),
das Verschweigen aber im Sinne einer praeteritio explizit macht – und so die ‚Sache’
natürlich gleichwohl anspricht.
Eine praeteritio in diesem ironischen Sinne liegt auch in dem folgenden Textausschnitt
vor, mit dem ein fiktiver Briefautor, Lord Chandos, sein Entschuldigungsschreiben
dafür, dass er nicht mehr schreiben kann und wird, schließt und in dem er seiner Liebe
und Dankbarkeit dem Adressaten gegenüber zum Ausdruck bringt, indem er schreibt, dass
er genau dies nicht kann: