Christian Fürchtegott Gellert

Christian Fürchtegott Gellert beherrschte die Literaturentwicklung von der Mitte der 1740er Jahre bis zu seinem Tod 1769. Auf die anakreontischen Anfänge in seinen Liedern (1743) folgten seine Geistlichen Oden und Lieder (1757). Mit diesen Liedern brachte Gellert nicht nur die für Deutschland charakteristische Verbindung von Protestantismus und Aufklärung zum Ausdruck, sondern propagierte auch den bürgerlich-aufklärerischen Tugendkanon der Zeit, der auf der protestantischen Morallehre fundiert war. Gellert zeigte dabei, dass die Literatur in dieser Zeit auf einer Moral gründet, die sich als spezifisch bürgerlich-protestantisch bezeichnen lässt.
Bekannt wurde Gellert auch für seine Fabeln und seine Dramen, welche die Gattung des »rührenden Lustspiels« begründeten. Sein wichtigstes Werk bleibt jedoch sein einziger Roman Das Leben der schwedischen Gräfin von G*** (1747/48), in dem er die Bewährung der weiblichen Tugend gegenüber der Widerwärtigkeit der Welt zum Ausdruck brachte. Die ohnehin nicht optimistische Romanhandlung wird dabei noch durch die Nebenhandlung verdüstert, die sich mit dem tabuisierten Inzestthema der Geschwisterehe und einem Giftmord beschäftigt. Ganz entgegen dem aufklärerischen Weltbild sind Gellerts Figuren einem Schicksal unterworfen, das für sie undurchschaubar bleibt. Die entscheidende Neuerung, die er mit seinem Werk in die Romanliteratur einführte, lag jedoch in der konsequenten Durchführung der Innenperspektive der Gräfin. Neben der praktischen Umsetzung dieses neuen Stils in seinem Roman forderte Gellert auch in seinen Briefen, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmack in Briefen (1751) eine Befreiung von traditionellen Reglementierungen, wie sie die rationalistische Gottsched-Tradition anstrebte.
Vgl. Brenner: Neue deutsche Literaturgeschichte, S. 66-69.

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